E-6359/2007 - Abteilung V - Asyl und Wegweisung - Asyl und Wegweisung ; Verfügung des BFM vom 30. Au...
Karar Dilini Çevir:
E-6359/2007 - Abteilung V - Asyl und Wegweisung - Asyl und Wegweisung ; Verfügung des BFM vom 30. Au...
Bundesve rwa l t ungsge r i ch t
T r i buna l   adm in i s t r a t i f   f édé ra l
T r i buna l e   ammin i s t r a t i vo   f ede ra l e
T r i buna l   adm in i s t r a t i v   f ede ra l
Abteilung V
E­6359/2007
U r t e i l   v om     3 0 .   S ep t embe r   2 0 1 1
Besetzung Richterin Muriel Beck Kadima (Vorsitz),
Richter Hans Schürch, Richter Maurice Brodard,   
Gerichtsschreiberin Alexandra Püntener.
Parteien A._______, geboren am (…),
Iran,  
vertreten durch Dr. iur. Reza Shahrdar, (…)
Beschwerdeführer, 
gegen
Bundesamt für Migration (BFM), Quellenweg 6, 3003 Bern,   
Vorinstanz. 
Gegenstand Asyl und Wegweisung; Verfügung des BFM vom 
30. August 2007 / N (…).
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Sachverhalt:
A. 
Der  Beschwerdeführer  –  ein  ethnischer  Kurde  –  verliess  seinen 
Heimatstaat eigenen Angaben zufolge am 2. August 2005 und gelangte 
am 5. September 2005  in die Schweiz, wo er am gleichen Tag um Asyl 
nachsuchte.  Am  14.  September  2005  wurde  er  im  Empfangszentrum 
(heute:  Empfangs­  und  Verfahrenszentrum)  B._______  befragt.  Am 
5. Oktober  2005  folgte  eine einlässliche Anhörung durch die  zuständige 
kantonale Behörde. 
Im Wesentlichen  machte  der  Beschwerdeführer  geltend,  sein  Vater  sei 
während  der  Revolution  im  Jahre  1985  (1364)  als  Mitglied  der 
Kommunistischen  Partei  umgekommen.  Der  Beschwerdeführer  sei 
wegen seiner Kleidung und seiner Herkunft aus einer politischen Familie 
von  der  Schule  verwiesen  worden.  In  der  Folge  habe  er  ein 
Kleidergeschäft eröffnet. Er sei seit seinem 20. Lebensjahr Sympathisant 
der  Arbeiterpartei  (Federa­tion  Hambasteghie  Iranian)  bzw.  der Worker 
Organisation  Iranian  Party,  Nachfolgerin  der  kommunistischen  Partei, 
gewesen  und  habe  für  diese  Flugblätter  und  Broschüren  verteilt. 
Nachdem er und weitere Personen deswegen denunziert worden seien, 
sei er mittels eines Haftbefehls festgenommen und vom Juli 1999 bis im 
Juni/Juli  2002  inhaftiert  worden.  Die  ersten  sieben  Monate  habe  er  in 
Einzelhaft  verbracht.  Anschliessend  sei  er  im  Gefängnis  C._______  in 
D._______  und  danach  im  Allgemeingefängnis  von  E._______ 
festgehalten  worden.  Während  seines  Gefängnisaufenthaltes  sei  er 
misshandelt worden. Zehn Tage vor seiner Entlassung habe man ihm ein 
Gerichtsurteil  ausgehändigt.  Nach  drei  Jahren  sei  er  unter  der  Auflage, 
sich  einmal  pro  Monat,  jeweils  am  5. Tag,  auf  dem  Polizeiposten  zu 
melden  und  keine  weiteren  politischen  Aktivitäten  mehr  auszuüben, 
entlassen  worden.  Im  Falle  der  Nichtbeachtung  dieser  Auflagen  wurde 
ihm  mit  der  Höchststrafe  gedroht.  Er  habe  seine  Parteiaktivitäten  trotz 
diesen  Auflagen  weitergeführt  und  sei  mehrmals  heimlich  nach 
F._______  (Irak)  zum  Parteibüro  gefahren,  wo  er  direkte  Anweisungen 
erhalten  habe.  Er  sei  innerhalb  einer  aktiven Gruppe  der  Kumuleh,  ein 
Zweig  der  kommunistischen  Arbeiterpartei  Irans,  Mitglied  gewesen  und 
habe  im  Jahre  2004  (Ende  1382)  den  Posten  von  G._______,  der  ins 
Ausland  geflohen  sei,  übernommen.  Als  solcher  sei  er  für  die  Region 
E._______  zuständig  gewesen  und  habe  seine  Aktivitäten  unter  dem 
Codenamen  "H._______"  ausgeführt.  Nachdem  er  im  August  2005 
(Mordad 1384) von einer weiteren zehntägigen Reise vom Parteibüro im 
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Irak  auf  dem  Weg  nach  Hause  gewesen  sei,  habe  ihm  seine  Mutter 
berichtet,  Beamte  hätten mehrmals  zu Hause  nach  ihm gesucht.  Er  sei 
trotzdem  in  der  Nacht  nach  Hause  zurückgekehrt,  um  ­  auf  Rat  seiner 
Mutter ­  in derselben Nacht in die Stadt Maku zu fahren, wo er für seine 
Ausreise einen Schlepper gesucht habe. 
Für den Inhalt der weiteren Aussagen wird auf die Akten verwiesen.
Der  Beschwerdeführer  reichte  zur  Untermauerung  seiner  Vorbringen 
folgende Beweismittel ein:
– Undatierte  Bestätigung  der  "International  Federation  for  Iranian 
Refugees" (IFIR) (in Kopie),
– Gerichtsurteil  vom  16.  Mai  1998  (im  Original)  samt  deutscher 
Übersetzung,
– Gerichtsvorladung vom 13. Februar 1998 (im Original) samt deutscher 
Übersetzung,
– Haftbefehl  vom  16.  April  1998  (im  Original)  samt  deutscher 
Übersetzung,
– Geburtsurkunde (in Kopie) samt deutscher Übersetzung,
– Schulzeugnis (im Original) samt deutscher Übersetzung,
– Entzug  der  Studienberechtigung  (im  Original)  samt  deutscher 
Übersetzung,
– Schulbestätigung (im Original),
– Internet­Auszüge von Kundgebungen der IFIR samt Fotos. 
B. 
Das Bundesamt ersuchte am 5. April 2006 die Schweizerische Botschaft 
in Teheran um Abklärung verschiedener Fragen und wies dabei auf die 
vom Beschwerdeführer eingereichten Beweismittel hin.
Die Schweizerische Botschaft nahm dazu  in  ihrem Bericht vom 12. Juni 
2006  Stellung.  Dabei  hielt  sie  fest,  dass  das  vom  Beschwerdeführer 
eingereichte  Urteil  sowie  die  Vorladung  und  der  Haftbefehl  gefälscht 
seien.  Beim Urteil  durch  die  erste  Strafkammer  von  E._______ würden 
weder  das  Ausstellungsformat  noch  die  Ausstellungsnummer  stimmen. 
Der Stempel auf der Schlussseite sei nicht jener des Revolutionsgerichts. 
Für Vorladungen würden die Gerichte Originalpapier und nicht gescannte 
Kopien  verwenden.  Die  Nummer  der  Vorladung  sei  falsch,  und  der 
Stempel sei nicht jener der ersten Kammer des Revolutionsgerichts. Beim 
Haftbefehl  handle  es  sich  um  eine  schlechte  Imitation  des 
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Originaldokumentes. Das Papier entspreche nicht dem gängigen Format. 
Es  sei  auf  der  Basis  einer  Vorladung  produziert  und  hernach  als 
Haftbefehl  umgewandelt  worden.  Unterschrift  und  Stempel  seien 
eingescannt. Die Verfahrensnummer und die Bezeichnung des Gerichts 
seien falsch. 
Mit  Zwischenverfügung  vom  22.  August  2006  wurde  dem 
Beschwerdeführer  das  rechtliche  Gehör  zum  wesentlichen  Inhalt  der 
Botschaftsanfrage vom 5. April 2006 und des Botschaftsberichts vom 12. 
Juni 2006 mit der Möglichkeit zur Stellungnahme erteilt.
C. 
Am 23. August 2006 wurde gegen den Beschwerdeführer wegen latenter 
Suizidalität  nach  zuvor  erfolgter  Einweisung  in  die  psychiatrische  Klinik 
I._______ eine fürsorgerische Freiheitsentziehung verfügt.
D. 
Am  24.  August  2006  zog  der  Beschwerdeführer  sein  Asylgesuch 
schriftlich zurück. 
E. 
Mit  Eingabe  seiner  damaligen  Rechtsvertreterin  vom  31.  August  2006 
wurde  die  Rückzugserklärung  des  Beschwerdeführers  mit  Hinweis  auf 
dessen  schlechten  psychischen  Zustand  widerrufen.  Gleichzeitig  wurde 
zu  den  Abklärungsergebnissen  der  Botschaft  Stellung  genommen  und 
dabei an der Echtheit der eingereichten Gerichtsunterlagen festgehalten. 
Der Beschwerdeführer habe diese von den iranischen Behörden erhalten. 
Er  versuche  weitere  Beweismittel,  die  seine  Inhaftierung  und  sein 
politisches Engagement belegen würden,  zu beschaffen. Die Erlebnisse 
hätten ihn schwer traumatisiert. Er sei suizidgefährdet.
F. 
Mit  Eingabe  vom  7.  März  2007  (Eingang  Vorinstanz)  beantragte  der 
Beschwerdeführer,  es  sei  ein  Bekannter  seines  Vaters,  der  in  der 
Schweiz  wohnhaft  sei  und  seine  Familie  gut  kenne,  als  Zeuge  zu 
befragen.  Gleichzeitig  wurde  ein  Gefängnischeck  in  Kopie  eingereicht, 
der den Aufenthalt des Beschwerdeführers im Gefängnis von E._______ 
beweisen soll. Das Original wurde am 30. März 2007 nachgereicht.
G. 
Mit Eingabe vom 24. März 2007 wurde ein Bericht über eine Schlägerei 
eingereicht, an der der Beschwerdeführer beteiligt gewesen sei.
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H. 
Am 18. April 2007 wurden ein ärztlicher Bericht der psychiatrischen Klinik 
I._______  vom  4.  April  2007  sowie  ein  Bestätigungsschreiben  der 
Komala­Partei  in  Schweden  vom  26.  März  2007  in  Kopie  eingereicht. 
Dessen Original wurde am 5. Juni 2007 nachgereicht.
I. 
Am  13.  August  2007  wies  die  Rechtsvertreterin  darauf  hin,  der 
Beschwerdeführer  sei  seit  seiner  Entlassung  aus  der  psychiatrischen 
Klinik in ambulanter Behandlung. Er habe keine Suizidgedanken mehr. Er 
habe  jedoch  dermatologische  Probleme,  die  entweder  auf  die 
Bombardierung  seines  Heimatdorfes  im  Iran­Irak­Krieg  oder  seinen 
Gefängnisaufenthalt zurückzuführen seien. 
J. 
Das Bundesamt stellte mit Verfügung vom 30. August 2007, eröffnet am 
31. August  2007,  fest,  der  Beschwerdeführer  erfülle  die 
Flüchtlingseigenschaft nicht, und  lehnte das Asylgesuch ab. Gleichzeitig 
ordnete es die Wegweisung des Beschwerdeführers aus der Schweiz an. 
Zudem  zog  es  die  drei  von  ihr  als  verfälscht  erkannten  Beweismittel 
(Urteil,  Vorladung  und  Haftbefehl)  ein.  Die  Vorinstanz  begründete  ihre 
Verfügung  im  Wesentlichen  damit,  dass  die  Vorbringen  des 
Beschwerdeführers  den  Anforderungen  an  die  Glaubhaftigkeit  nicht 
standhielten, so dass ihre Asylrelevanz nicht geprüft werden müsse. Den 
Vollzug der Wegweisung  in den  Iran befand die Vorinstanz  für zulässig, 
zumutbar und möglich. 
K. 
Mit Eingabe vom 20. September 2007 beantragte der Beschwerdeführer 
durch  seine  damalige  Rechtsvertreterin  die  Aufhebung  der 
angefochtenen Verfügung, die Gewährung von Asyl, die Feststellung der 
Unzulässigkeit  und  der  Unzumutbarkeit  des  Vollzugs  der  Wegweisung 
sowie die Gewährung der vorläufigen Aufnahme. In verfahrensrechtlicher 
Hinsicht sei die unentgeltliche Rechtspflege zu gewähren. Zudem sei ihm 
Einsicht  in  den  an  die  Schweizerische  Botschaft  gerichteten 
Fragenkatalog des BFM zu gewähren. Auf die Begründung im Einzelnen 
wird, soweit wesentlich, in den nachfolgenden Erwägungen eingegangen. 
Gleichzeitig  wurden  zwei  Beweismittel  (handschriftliche  fremdsprachige 
Eingabe des Beschwerdeführers  an  zwei Mitgefangene  in England  vom 
16.  September  2007  sowie  "OIT­Ausweis"  [Teilnahmebadge  an  einer 
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Konferenz  der  Internationalen  Arbeiterorganisation  vom  Juni  2007]  und 
Suchanfrage vom 20. März 2006 in Kopie) eingereicht.
L. 
Mit  verfahrensleitender  Verfügung  der  damals  zuständigen 
Instruktionsrichterin  vom  28.  September  2007  wurde  auf  die  Erhebung 
eines Kostenvorschusses verzichtet und das Gesuch um Gewährung der 
unentgeltlichen Rechtspflege gemäss Art. 65 Abs. 1 des Bundesgesetzes 
vom  20. Dezember  1968  über  das  Verwaltungsverfahren  (VwVG,  SR 
172.021)  unter  Vorbehalt  der  Veränderung  der  finanziellen  Lage  des 
Beschwerdeführers  gutgeheissen.  Gleichzeitig  wurde  dem 
Beschwerdeführer  Einsicht  in  die  Botschaftsanfrage  vom  5.  April  2006 
gewährt und ihm Gelegenheit zur diesbezüglichen Beschwerdeergänzung 
gegeben. Ferner wurde der Beschwerdeführer dazu aufgefordert, den im 
erstinstanzlichen  Verfahren  eingereichten  fremdsprachigen  "Check" 
übersetzen zu lassen.
M. 
Am 15. Oktober 2007 ergänzte der Beschwerdeführer seine Beschwerde 
und  reichte  eine  deutsche  Übersetzung  des  "Checks"  sowie  einen 
handschriftlichen Brief samt deutscher Übersetzung zu den Akten.
N. 
In  ihrer  Vernehmlassung  vom  26.  Oktober  2007  beantragte  die 
Vorinstanz die Abweisung der Beschwerde.
O. 
Der Beschwerdeführer wies  in  seiner Eingabe  vom 21. Dezember 2007 
darauf hin, dass er bei einer Auseinandersetzung mit einem tunesischen 
Asylsuchenden  im  Asylheim mit  einem Messer  verletzt  worden  sei  und 
deswegen  habe  operiert  werden  müssen.  Gleichzeitig  reichte  er  ein 
Referenzschreiben von J._______, einem angeblichen Mitinhaftierten des 
Beschwerdeführers  in  E._______,  zu  den  Akten.  Ferner  nahm  er  zur 
Vernehmlassung der Vorinstanz Stellung. 
P. 
Am 8. Juli 2008 ersuchte das Amt  für soziale Sicherheit, Sozialhilfe und 
Asyl,  des  Kantons  I._______  gestützt  auf  zwei  Berichte  der 
Asylbetreuung Recherswil vom 27. Mai 2008 und vom 11. Juni 2008 um 
prioritäre  Behandlung  des  Beschwerdeverfahrens.  Dieses  Schreiben 
wurde am 29. Juli 2008 beantwortet.
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Q. 
Mit  Eingabe  vom  27.  Mai  2009  wies  der  Beschwerdeführer  auf  seine 
exilpolitischen Aktivitäten in der Schweiz hin und untermauerte diese mit 
verschiedenen Beweismitteln (sechs Fotos und eine CD).
R. 
Am  20.  Juli  2009  wies  sich  Dr.  iur.  Reza  Shahrdar  als  neuer 
Rechtsvertreter aus.
S. 
Am  27.  August  2009  reichte  der  Beschwerdeführer  zwei  Fotos  einer 
Demonstration vor der iranischen Botschaft in Bern (in Kopie) ein.
T. 
Mit Eingabe vom 13. Oktober 2009 wies der Beschwerdeführer auf einen 
Verkehrsunfall  hin,  bei  dem  er  verletzt  worden  sei.  Es  wurden 
diesbezügliche  Beweismittel  (Röntgenbericht  von  K._______  vom  2. 
September 2009, Arztbericht von Dr. med. L._______ vom 7. September 
2009,  Arztbericht  des  Kantonsspitals  M._______  vom  15. September 
2009  sowie  Berichte  der  Schweizerischen  Unfallversicherungsanstalt 
[SUVA] vom 9. Juli 2009, 16. September 2009 und 23. September 2009) 
nachgereicht.
Mit Eingaben vom 16. November 2009, 17. Februar 2010, 25. Juni 2010, 
10. November  2010,  3. Dezember  2010,  16.  Dezember  2010  und 
10. Februar  2011  wurden  verschiedene  Unterlagen  den  Unfall  des 
Beschwerdeführers  betreffend  (Austrittsbericht  der  Rehabilitationsklinik 
der SUVA, zwei Briefe der IV­Stelle I._______ und der SUVA N._______, 
Arztberichte von Dr. med. O._______, Orthopäde in der Klinik P._______ 
in  N._______,  vom  15. Februar  2010  und  vom  23. Juni  2010,  ärztliche 
Abschlussuntersuchung  der  SUVA  vom  10.  November  2010  und 
Rentenzusprechung  der  SUVA  vom  28. Januar  2011)  sowie  eine 
Bestätigung der Komala­Partei vom 3. Mai 2010 eingereicht. Zudem wies 
der Beschwerdeführer wiederholt auf seine persönliche Situation hin, die 
den Vollzug der Wegweisung als unzumutbar erscheinen liessen.
U. 
Am 24. März 2011 reichte der Beschwerdeführer Unterlagen einer Aktion 
vom 14. März 2011 in Genf (Flugblatt, Foto, Ausweis) zu den Akten.
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V. 
Die  Vorinstanz  beantragte  in  ihrer  ergänzenden  Vernehmlassung  vom 
11. Mai 2011 erneut die Abweisung der Beschwerde.  
W. 
In  seiner  Replik  vom  23.  Mai  2011  nahm  der  Beschwerdeführer  dazu 
Stellung. 
X. 
Mit  Eingaben  vom  2.  Juni  2011  und  vom  26.  Juni  2011  ersuchte  der 
Beschwerdeführer um Gutheissung seiner Beschwerde.
Y. 
Mit  verfahrensleitender  Verfügung  vom  25.  August  2011  wurde  der 
Beschwerdeführer  aufgefordert,  entweder  eine  aktuelle 
Fürsorgebestätigung  oder  nähere  Angaben  zu  seiner  finanziellen 
Situation zu machen.
Mit Eingabe vom 26. August 2011 wurde mitgeteilt, der Beschwerdeführer 
sei nicht bedürftig.
Z. 
Am 13. September 2011 wies der Beschwerdeführer auf ein Interview mit 
dem Radiosender VOA (Voice of America), das am 11. September 2011 
ausgestrahlt worden sei, hin.
Das Bundesverwaltungsgericht zieht in Erwägung:
1. 
1.1. Gemäss Art. 31 des Verwaltungsgerichtsgesetzes vom 17. Juni 2005 
(VGG, SR 173.32) beurteilt das Bundesverwaltungsgericht Beschwerden 
gegen  Verfügungen  nach  Art. 5  VwVG.  Das  BFM  gehört  zu  den 
Behörden  nach  Art. 33  VGG  und  ist  daher  eine  Vorinstanz  des 
Bundesverwaltungsgerichts. Eine das Sachgebiet betreffende Ausnahme 
im Sinne von Art. 32 VGG liegt nicht vor. Das Bundesverwaltungsgericht 
ist daher zuständig für die Beurteilung der vorliegenden Beschwerde und 
entscheidet  auf  dem  Gebiet  des  Asyls  endgültig,  ausser  bei  Vorliegen 
eines  Auslieferungsersuchens  des  Staates,  vor  welchem  die 
beschwerdeführende  Person  Schutz  sucht  (Art. 105  des  Asylgesetzes 
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vom  26. Juni  1998  [AsylG,  SR 142.31];  Art. 83  Bst. d  Ziff. 1  des 
Bundesgerichtsgesetzes vom 17. Juni 2005 [BGG, SR 173.110]).
1.2. Das  Verfahren  richtet  sich  nach  dem  VwVG,  dem  VGG  und  dem 
BGG, soweit das AsylG nichts anderes bestimmt (Art. 37 VGG und Art. 6 
AsylG).
1.3.  Die  Beschwerde  ist  frist­  und  formgerecht  eingereicht.  Der 
Beschwerdeführer hat am Verfahren vor der Vorinstanz teilgenommen, ist 
durch  die  angefochtene  Verfügung  besonders  berührt  und  hat  ein 
schutzwürdiges  Interesse  an  deren  Aufhebung  beziehungsweise 
Änderung.  Er  ist  daher  zur  Einreichung  der  Beschwerde  legitimiert 
(Art. 105  AsylG  i.V.m.  Art.  37  VGG  und  Art. 48  Abs. 1,  Art.  50  sowie 
Art. 52 VwVG). Auf die Beschwerde ist einzutreten.
2. 
Mit  Beschwerde  kann  die  Verletzung  von  Bundesrecht,  die  unrichtige 
oder unvollständige Feststellung des rechtserheblichen Sachverhalts und 
die Unangemessenheit gerügt werden (Art. 106 Abs. 1 AsylG).
3. 
3.1.  Gemäss  Art. 2  Abs. 1  AsylG  gewährt  die  Schweiz  Flüchtlingen 
grundsätzlich  Asyl.  Flüchtlinge  sind  Personen,  die  in  ihrem Heimatstaat 
oder  im Land,  in dem sie zuletzt wohnten, wegen  ihrer Rasse, Religion, 
Nationalität,  Zugehörigkeit  zu  einer  bestimmten  sozialen  Gruppe  oder 
wegen ihrer politischen Anschauungen ernsthaften Nachteilen ausgesetzt 
sind  oder  begründete  Furcht  haben,  solchen  Nachteilen  ausgesetzt  zu 
werden. Als  ernsthafte Nachteile  gelten  namentlich  die Gefährdung  des 
Leibes,  des  Lebens  oder  der  Freiheit  sowie  Massnahmen,  die  einen 
unerträglichen psychischen Druck bewirken (Art. 3 AsylG).
3.2.  Wer  um  Asyl  nachsucht,  muss  die  Flüchtlingseigenschaft 
nachweisen  oder  zumindest  glaubhaft  machen.  Diese  ist  glaubhaft 
gemacht,  wenn  die  Behörde  ihr  Vorhandensein  mit  überwiegender 
Wahrscheinlichkeit  für  gegeben  hält.  Unglaubhaft  sind  insbesondere 
Vorbringen, die in wesentlichen Punkten zu wenig begründet oder in sich 
widersprüchlich sind, den Tatsachen nicht entsprechen oder massgeblich 
auf  gefälschte  oder  verfälschte  Beweismittel  abgestützt  werden  (Art. 7 
AsylG).
4. 
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4.1.  Das  Bundesamt  begründete  seinen  ablehnenden  Entscheid  im 
Wesentlichen damit, der Beschwerdeführer habe wesentliche Vorbringen 
erst  im späteren Verlauf des Verfahrens geltend gemacht. Zudem seien 
seine  Vorbringen  widersprüchlich  und  nicht  plausibel  ausgefallen  und 
stützten  sich  auf  gefälschte  Beweismittel.  So  habe  er  anlässlich  der 
summarischen Anhörung geltend  gemacht,  nur Sympathisant  der Partei 
gewesen  zu  sein  und  ausser  der  Verteilung  von  Flugblättern  und 
Publikationen nichts Weiteres für die Partei gemacht zu haben. Er sei im 
Juni/Juli  2005  in  Kurdistan  gewesen.  Demgegenüber  habe  er  später 
(anlässlich der kantonalen Anhörung) angegeben, nicht nur Sympathisant 
gewesen  zu  sein,  sondern  im  Jahre  1382  (2003/2004)  den  Posten  des 
Mitglieds G._______ übernommen zu haben und  seither  für  die Region 
Kurdistan/E._______  zuständig  gewesen  zu  sein.  Er  habe  auf  seinem 
Codenamen  per  Radio  Botschaften  mit  Spezialaufträgen  der  Zentrale 
erhalten. Ferner habe er nicht plausibel erklären können, warum er  trotz 
drei Jahren Haft und massivster Folterungen gleich nach der Freilassung 
politisch genau gleich weitergearbeitet habe. Dies entspreche nicht dem 
Verhalten  einer  Person,  die  an  Leib  und  Leben  bedroht  sei  und  sich 
regelmässig  bei  den  Behörden  melden  müsse.  Insbesondere  sei  nicht 
davon  auszugehen,  dass  der  unter  Kontrolle  der  Sicherheitskräfte 
stehende Beschwerdeführer riskiert hätte, während eines Jahres viermal 
für  je  zehn  Tage  in  den  Irak  zur  Parteizentrale  zu  reisen,  um  dort 
Instruktionen und Unterlagen entgegenzunehmen. Der Beschwerdeführer 
habe zu seiner Rolle als Nachfolger des Mitglieds G._______ auch keine 
näheren zeitlichen Angaben machen können, obschon dies angeblich ein 
wichtiges  Ereignis  gewesen  sei.  Er  sei  nicht  in  der  Lage  gewesen,  zu 
erklären,  warum  und  wie  er  als  Nachfolger  von  G._______  über  das 
Radio  erhaltene  verschlüsselte  Botschaften  habe  entgegennehmen 
können  und  wie  diese  Radiobotschaften,  die  das  ganze  Land  habe 
mithören können, formuliert worden seien. Zudem habe er nicht angeben 
können,  inwiefern derartige Meldungen hätten notwendig sein sollen.  Im 
Weiteren  habe  der  Beschwerdeführer  zunächst  in  der  Empfangsstelle 
geltend gemacht,  im Tir  1378  (Juli  1999)  inhaftiert worden  zu  sein,  und 
später,  die  Haft  habe  am  1.  Mai  1998  begonnen.  Ferner  habe  er 
ausgesagt,  nachdem  er  im  August  2005  von  Kurdistan  aus  wieder  ins 
Haus  seiner  Mutter  zurückgekehrt  sei,  habe  ihm  diese  gesagt,  er  sei 
mehrmals gesucht worden. Im Gegensatz dazu habe er bei der späteren 
Anhörung ausgesagt, die Mutter habe  ihm bereits vor der Rückkehr aus 
Kurdistan mitgeteilt, dass er gesucht worden sei, worauf er trotzdem nach 
Hause  gegangen  sei.  Schliesslich  habe  der  Beschwerdeführer  zu  den 
Fälschungsvorwürfen  betreffend  das  Urteil,  die  Vorladung  und  den 
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Haftbefehl  keine  stichhaltigen  Gründe  gegen  die  Ausführungen  der 
Schweizerischen  Vertretung  vorbringen  können,  sondern  lediglich 
angeführt,  seine  Widerstandskraft  sei  trotz  Inhaftierung  und  Folterung 
stark  genug  gewesen,  um  seine  Tätigkeiten  fortzuführen.  Der 
eingereichte Gefängnischeck  vermöge  an  der  fehlenden Glaubhaftigkeit 
nichts  zu  ändern,  zumal  dieses  Papier  nichts  über  die  Gründe  und  die 
Dauer  einer  Inhaftierung  beinhalte.  Die  von  der  Komala­Partei  in 
Schweden  ausgestellte  Mitgliedschaftsbestätigung  enthalte  keine 
Abklärungen  der  Partei.  Es  handle  sich  um  ein  im  Auftrag  des 
Beschwerdeführers  erstelltes  und  auf  seine  Angaben  gestütztes 
Gefälligkeitsschreiben.  Seine  diesbezüglichen  Beweismittel  seien 
gefälscht.  Das  Schreiben  sei  daher  zum  Nachweis  einer  Gefährdung 
nicht  geeignet.  Die  Vorinstanz  zog  die  als  Fälschung  erkannten 
Beweismittel ein. Sie bezeichnete zudem den Sachverhalt als erstellt und 
wies  den  Antrag  um  Befragung  eines  Bekannten  seines  Vaters  ab. 
Ausserdem  hielt  die  Vorinstanz  bezüglich  der  eingereichten  Unterlagen 
von  Kundgebungen  der  IFIR  fest,  dass  diesbezüglich  nicht  von  einer 
Gefährdung auszugehen  sei. Ausserdem kam sie  angesichts  der  in  der 
Schweiz  begangenen  Suizidversuche  des  Beschwerdeführers  zum 
Schluss,  aus  fachärztlicher Hinsicht  sprächen  keine Gründe gegen eine 
Weiterbehandlung der psychischen und der dermatologischen Probleme 
im Iran. 
4.2.  Der  Beschwerdeführer  hält  in  der  Rechtsmitteleingabe  an  der 
Darstellung  seiner  Asylvorbringen  fest  und wendet  ein,  das  Bundesamt 
verkenne die Situation,  in der sich die Oppositionellen  im Iran befänden. 
Er  sei  bereits  als  Kind  mit  der  ethnischen  Problematik  konfrontiert  und 
benachteiligt  worden.  Deshalb  habe  er  seine  Aktivitäten  nach  seiner 
Entlassung  aus  dem  Gefängnis  weitergeführt.  Die  Vorinstanz  habe 
zudem  nicht  offen  gelegt,  weshalb  sie  die  eingereichten 
Gerichtsunterlagen  als  Fälschungen  erachte.  Er  könne  deren 
Unterstellungen  nicht  nachvollziehen. Weiter  habe  sich  das  Bundesamt 
mit  dem  eingereichten  Gefängnischeck,  der  auf  seinen  Namen  laute, 
nicht befasst. Er sei wegen diesen Unterstellungen zutiefst beleidigt und 
habe  sich  deshalb  in  einer  psychiatrischen  Klinik  behandeln  lassen 
müssen.  Er  versuche  zudem,  mit  früheren  Mitgefangenen,  die  sich  in 
Grossbritannien  aufhielten,  Kontakt  aufzunehmen.  Im  Übrigen  sei 
unverständlich, weshalb  ihm die Vorinstanz zum eingereichten Brief  der 
Komala­Partei  kein  rechtliches  Gehör  gewährt  habe  und  auch  die 
Befragung eines Bekannten seines Vaters abgelehnt habe. Weiter habe 
sich die Vorinstanz zu seiner exilpolitischen Tätigkeit in der Schweiz nicht 
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geäussert.  Er  habe  an  mehreren  Sitzungen  und  Kundgebungen 
teilgenommen und setze sich  für die Kommunistische Arbeiterpartei ein. 
Die  iranische Regierung gehe gegen exilpolitisch aktive Rückkehrer vor. 
In  den  USA  und  in  Europa  gehörten  die  IFIR  und  die  KDPI  zu  den 
grossen iranischen Exiloppositionsgruppierungen. 
4.3. Mit  verfahrensleitender  Verfügung  vom 28.  September  2007 wurde 
dem  Beschwerdeführer  Einsicht  in  die  Botschaftsanfrage  vom  5.  April 
2006  gewährt  und  gleichzeitig  Gelegenheit  zur  Beschwerdeergänzung 
eingeräumt.  Weiter  wurde  festgestellt,  es  bestehe  angesichts  der 
Botschaftsabklärung,  wonach  es  sich  bei  den  eingereichten  Belegen 
bezüglich  seiner  Inhaftierung  um  Fälschungen  handle,  keine 
Veranlassung  zur  Fristansetzung  für  die  Einreichung  schriftlicher 
Zeugenaussagen von angeblichen Mitgefangenen. Dasselbe gelte für die 
beantragte  Zeugeneinvernahme  eines  ehemaligen  Freundes  seines  im 
Jahre 1985 verstorbenen Vaters.
4.4.  In  seiner  Eingabe  vom  15.  Oktober  2007  wendet  der 
Beschwerdeführer  ein,  es  sei  weiterhin  nicht  ersichtlich,  wer  die 
Botschaftsabklärungen  durchgeführt  habe  und  welche  Methoden  dabei 
angewandt  worden  seien.  Zudem  reichte  er  eine  Schilderung  seines 
Gefängnisalltags ein.
4.5.  In  ihrer Vernehmlassung  vom 26. Oktober 2007 hält  die Vorinstanz 
an  ihrem  Standpunkt  fest.  Dabei  führte  sie  aus,  der  Name  des 
Vertrauensanwaltes,  der  die  Überprüfung  der  vom  Beschwerdeführer 
eingereichten  Dokumente  vorgenommen  habe,  sei  ihr  nicht  bekannt. 
Hingegen habe das BFM klar die Gründe dargelegt, warum die Vorladung 
und der Haftbefehl als gefälscht erachtet würden. Da auch die Vorbringen 
zu den Gründen für die angebliche Inhaftierung unglaubhaft seien, lägen 
keine  glaubwürdigen  Anhaltspunkte  für  eine  politisch  motivierte 
Verfolgung  vor.  Deshalb  sei  die  Frage,  ob  der  Beschwerdeführer 
allenfalls  aus  anderen  Gründen  inhaftiert  worden  sei,  offen  gelassen 
worden. Somit würden die eingereichten Unterlagen über das E._______­
Gefängnis zu keiner anderen Einschätzung führen. Im Übrigen habe sich 
das  BFM  zur  exilpolitischen  Tätigkeit  des  Beschwerdeführers  in  seiner 
Verfügung  geäussert  und  die  diesbezüglich  eingereichten  Dokumente 
gewürdigt. Dabei ging es von keiner Gefährdung aus.
4.6.  In  seiner  Replik macht  der  Beschwerdeführer  geltend,  es  sei  nicht 
nachvollziehbar,  weshalb  die  Vorinstanz  bezüglich  der 
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Fälschungsmerkmale  einer  ihr  unbekannten  Person  –  dem 
Vertrauensanwalt – Glauben schenken könne. 
4.7.  Im  Verlaufe  des  Beschwerdeverfahrens  dokumentierte  der 
Beschwerdeführer  seine  exilpolitische  Tätigkeit  in  der  Schweiz  mit 
verschiedenen Unterlagen (Fotos, Film auf DVD, etc.).
4.8.  In  ihrer  ergänzenden  Vernehmlassung  vom  11.  Mai  2011  hielt  die 
Vorinstanz  weiterhin  an  ihrem  Standpunkt  fest.  Zudem  machte  sie 
geltend,  die  neu  belegten  exilpolitischen  Aktivitäten  des 
Beschwerdeführers  beschränkten  sich  auf  sporadische  Teilnahmen,  die 
nicht  geeignet  seien,  dem  Beschwerdeführer  ein  herausragendes 
politisches  Profil  zu  verleihen.  Zudem  könne  er  auch  aus  dem 
eingereichten Statement von J._______ vom 20. November 2007 nichts 
für  sich  abzuleiten.  Die  von  diesem  gemachten  zeitlichen  Angaben 
könnten mit den Aussagen des Beschwerdeführers, die dieser anlässlich 
der Erstbefragung gemacht habe, nicht  in Einklang gebracht werden. Es 
sei nicht möglich, dass J._______ im Jahre 1378 den Beschwerdeführer 
im Gefängnis von E._______ getroffen habe.
5. 
5.1. Das Bundesverwaltungsgericht gelangt nach Prüfung der Akten zum 
Schluss, dass die Vorinstanz das Asylgesuch des Beschwerdeführers zu 
Recht  abgewiesen  hat.  Die  Vorinstanz  hat  den  Sachverhalt  genügend 
abgeklärt  und  in  ihrem Entscheid  die Gründe  angeführt,  welche  auf  die 
fehlende  Glaubhaftigkeit  der  Vorbringen  des  Beschwerdeführers 
schliessen lassen.
5.1.1. Vorab ist den vorinstanzlichen Erwägungen zuzustimmen, wonach 
der  Beschwerdeführer  zentrale  Punkte  seiner  Asylvorbringen 
nachgeschoben  hat.  So  hat  er  anlässlich  der  summarischen  Anhörung 
geltend  gemacht,  er  sei  Sympathisant  der  Federation  Hambasteghie 
Iranian  gewesen  und  habe  als  solches  Flugblätter  und  Publikationen 
verteilt.  Die  Frage,  ob  er  andere  Aktivitäten  für  die  Partei  ausgeführt 
habe,  verneinte  er  (vgl.  Akte  A1,  S.  4  f.).  Demgegenüber  gab  er 
anlässlich der kantonalen Anhörung zu Protokoll, er sei Sympathisant der 
Arbeiterpartei  (Kumuleh)  gewesen,  für  die  seinerzeit  sein  Vater  aktiv 
gewesen  sei,  und  habe  für  diese  Propaganda  gemacht:  Im  Übrigen 
verwende  die  Partei  verschiedene  Namen.  Er  habe  anlässlich  der 
summarischen  Anhörung  fälschlicherweise  die  Bezeichnung  der  Partei 
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mit  HPI  angegeben,  was  sich  aber  nur  auf  einen  bestimmten  Zweig 
beziehe. Der  richtige  Titel  sei Worker Organisation  Iranian Party,  deren 
Adresse  in  den  von  ihm  abgegebenen  Dokumenten  vorkomme. Weiter 
führte er dort erstmals aus, er habe die Flugblätter und Broschüren, die er 
verteilt  habe,  anfangs  von  G._______,  der  diese  vom  Parteibüro  im 
irakischen  Kurdistan  bezogen  habe,  erhalten.  Sie  seien  in  einer 
Vierergruppe aktiv gewesen. Als G._______ aus dem Iran geflüchtet sei, 
habe der Beschwerdeführer dessen Aufgabe übernommen und sei dafür 
mehrmals  –  alle  zwei  bis  drei  Monate  –  zum  Parteibüro  in  den  Irak 
gereist. Letztmals sei er im Monat Mordad 1384 dort gewesen (vgl. Akte 
A12  S.  10).  In  seiner  Funktion  habe  er  den  Codenamen  H._______ 
benutzt.  Aus  den  entsprechenden  Protokollstellen  der  Empfangsstelle 
geht  keine  derartige  Aufgabe  des  Beschwerdeführers  hervor.  Dort  war 
lediglich von einer Reise im Juni oder Juli 2005 respektive einer Rückkehr 
aus  dem  Irak  im  Juli  oder  August  2005  die  Rede  (vgl.  A1,  S.  5).  Die 
diesbezüglichen  Vorbringen  beim  Kanton  müssen  daher  als 
nachgeschoben und damit unglaubhaft bezeichnet werden. 
5.1.2.  Im  Weiteren  erscheint  nicht  plausibel,  der  Beschwerdeführer  sei 
nach  seiner  Entlassung  aus  der  dreijährigen Haft,  bei  der  er  sich  unter 
Androhung der Höchststrafe habe verpflichten müssen, nie mehr politisch 
tätig zu sein und  ihm eine monatliche Meldepflicht auferlegt worden sei, 
trotzdem wieder politisch aktiv gewesen und habe dabei die Tätigkeit mit 
den früheren Personen und seine regelmässigen Reisen in den Irak zum 
Parteibüro  wieder  aufgenommen  (vgl.  Akte  A12  S.  8).  Es  kann 
insbesondere  nicht  geglaubt  werden,  er  habe  neben  der  monatlichen 
Meldepflicht bei der Polizei während zwei Jahren regelmässig bis zu zehn 
Tage  dauernde  Reisen  in  den  Irak  unternommen,  wo  er  Anweisungen 
vom  Parteibüro  erhalten  habe,  und  sei  jeweils  problemlos  in  den  Iran 
zurückgekehrt, ohne dass dies bemerkt worden wäre (S. 9). Der Einwand 
des  Beschwerdeführers,  wonach  er  seit  seiner  Kindheit  aus  ethnischen 
Gründen  benachteiligt  worden  sei  und  deshalb  seine  Aktivitäten  nach 
seiner  Entlassung  aus  dem  Gefängnis  weitergeführt  habe,  vermag  ein 
solches (riskantes) Verhalten nicht glaubhaft erscheinen zu lassen.
5.1.3. Zu weiteren Zweifeln Anlass geben zudem die Schilderungen des 
Beschwerdeführers  bezüglich  der  Botschaften,  die  er  aufgrund  seiner 
Position  in  der  Partei  erhalten  habe.  Seine  Aussagen,  wonach  er 
Botschaften  über  Radio  erhalten  habe  und  daraufhin  jeweils  zum 
Parteibüro  in  den  Irak  gereist  sei,  um  nähere  Aufträge  entgegen  zu 
nehmen,  müssen  als  realitätsfremd  und  damit  unglaubhaft  bezeichnet 
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werden.  Auf  Beschwerdeebene  vermochte  er  diesbezüglich  auch  keine 
nähere Erklärung abzugeben.
5.1.4. Zudem ist den vorinstanzlichen Erwägungen zuzustimmen, wonach 
der  Beschwerdeführer  widersprüchliche  Aussagen  zum  Datum  seiner 
Inhaftierung  gemacht  habe.  Gemäss  der  summarischen  Anhörung  soll 
dies  im  Juli  1999  (Tir  1378)  gewesen  sein  (vgl.  Akte  A1,  S.  5), 
währenddem er beim Kanton angab, am 1. Mai 1998 (11.2.1377) in Haft 
genommen worden zu sein (vgl. Akte A12, S. 6). 
5.1.5.  Schliesslich  vermögen  die  im  erstinstanzlichen  Verfahren 
eingereichten  Gerichtsdokumente  (Urteil,  Vorladung  und  Haft)  nicht  zu 
beweisen,  dass  der  Beschwerdeführer  aus  den  von  ihm  genannten 
(politischen) Gründen  festgenommen  und  deshalb  während  drei  Jahren 
inhaftiert worden sei. So haben Botschaftsabklärungen ergeben, dass es 
sich  bei  diesen  Gerichtsdokumenten  um  Fälschungen  handelt.  Die 
Vorinstanz  hat  mit  Verfügung  vom  22.  August  2006  die 
Fälschungsvorwürfe  offengelegt.  Die  von  ihr  hervorgehobenen 
Fälschungsmerkmale  (bezüglich  Ausstellungsformat, 
Ausstellungsnummer  und  Stempel  beim  Urteil;  Papierqualität  und 
Stempel der Vorladung; Papierqualität, Format, Unterschrift und Stempel 
beim  Haftbefehl;  Verfahrensnummer  und  Bezeichnung  des  Gerichts) 
vermögen  insgesamt  zu  überzeugen  und  sind  mangels  stichhaltiger 
Gegenargumente in der Stellungnahme vom 31. August 2006 und in der 
Beschwerdeschrift  zu  bestätigen,  weshalb  nicht  detaillierter  darauf 
einzugehen  ist.  Insbesondere  vermag  auch  der  Einwand  des 
Beschwerdeführers,  wonach  er  zu  Unrecht  als  Lügner  und  Betrüger 
bezeichnet  würde,  ohne  bezüglich  der  Fälschungsmerkmale  nähere 
Ausführungen  zu  machen,  an  dieser  Einschätzung  nichts  zu  ändern. 
Ferner  lässt seine Kritik an den Botschaftsabklärungen keine Zweifel an 
deren  Zuverlässigkeit  zu.  Das  Bundesverwaltungsgericht  hat  keine 
Veranlassung,  an  der  Richtigkeit  der  von  einem  Vertrauensanwalt  der 
Schweizerischen  Botschaft  aufgezeigten  Fälschungsmerkmale  und  der 
entsprechenden  Folgerungen  der  Vorinstanz  zu  zweifeln.  Es  gelangt 
daher  in  freier  Beweiswürdigung  zum  Schluss,  dass  es  sich  bei  den 
eingereichten  Gerichtsunterlagen  um  Fälschungen  handelt,  weshalb  es 
sich erübrigt, weitere Abklärungen vorzunehmen. 
Ferner vermag auch der am 30. März 2007 eingereichte Gefängnischeck, 
der auf den Namen des Beschwerdeführers lautet, die geltend gemachte 
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Inhaftierung nicht  zu belegen,  zumal dieser nichts über die Gründe und 
die Dauer des Gefängnisaufenthalts aussagt. 
Im  Weiteren  lässt  auch  das  eingereichte  Schreiben  der  Komala­Partei 
aus  Schweden  vom  26.  März  2007,  worin  die  Mitgliedschaft  des 
Beschwerdeführers,  dessen  Herkunft  aus  einer  politischen  Umgebung 
sowie  dessen  Inhaftierung  sowie  Gefährdung  im  Iran  bestätigt  werden, 
die  geltend  gemachten  Verfolgungsmassnahmen  nicht  glaubhaft 
erscheinen  zu  lassen.  Vielmehr  macht  dieses  Schreiben  wie  von  der 
Vorinstanz  zutreffend  dargelegt  einen  aufgesetzten  Eindruck.  Es  geht 
nicht  über  die  vom  Beschwerdeführer  gemachten  Angaben  hinaus  und 
nimmt  keinen  Bezug  auf  ein  konkretes  Ereignis.  Deshalb  ist  diese 
Bestätigung als Gefälligkeitsschreiben ohne Beweiswert zu qualifizieren.
5.2.  Die  Vorinstanz  hat  bezüglich  der  beantragten  Zeugenbefragung 
eines  alten Freundes des Vaters  des Beschwerdeführers,  den dieser  in 
der  Schweiz  kennengelernt  habe  und  der  zum  politischen  Engagement 
seiner  Familie  Auskunft  geben  könne,  zu  Recht  festgestellt,  der 
Sachverhalt könne als erstellt erachtet werden, und diesen Antrag daher 
abgewiesen.  So  wäre  bezüglich  der  geltend  gemachten 
Gefährdungssituation  des  Beschwerdeführers  d.h.  zur  vorgebrachten 
Inhaftierung nicht mit Rückschlüssen zu rechnen gewesen. Was die vom 
Beschwerdeführer  in  Aussicht  gestellten  Informationen  von  zwei 
ehemaligen Mitgefangenen  in Grossbritannien  betrifft,  wurde  bereits mit 
Zwischenverfügung  vom  28. September  2007  festgestellt,  dass  in 
Anbetracht  der  eindeutigen  Botschaftsabklärungen  und  der  daraus 
gezogenen Schlussfolgerung keine Veranlassung bestehe, ihm eine Frist 
für  die  Einreichung  allfälliger  schriftlicher  Zeugenaussagen  von 
angeblichen  Mitgefangenen  anzusetzen.  In  der  Folge  reichte  der 
Beschwerdeführer zwar ein Schreiben von J._______ vom 22. November 
2007 zu den Akten,  in dem dieser bestätigt,  im Jahre 1378  im gleichen 
Gefängnis,  nämlich  in  E._______,  wie  der  Beschwerdeführer,  der  dort 
bereits  ein  Jahr  lang  gewesen  sei,  inhaftiert  worden  zu  sein.  Diese 
Aussage ist jedoch mit derjenigen des Beschwerdeführers anlässlich der 
summarischen  Anhörung  zeitlich  nicht  zu  vereinbaren.  Dort  gab  dieser 
nämlich an,  im Sommer 1378 (Juni/Juli 1999)  festgenommen worden zu 
sein und die ersten sieben Monate  in  Isolationshaft verbracht zu haben; 
anschliessend sei er ins C._______­Gefängnis in D._______ und später ­ 
somit  frühestens  1379  ­  ins  Gefängnis  von  E._______  verlegt  worden 
(vgl.  Akte  A1,  S.  5).  Sollte  das  später  angegebene  Datum  des 
Haftbeginns  vom  11.2.77  zutreffen,  wären  die  Angaben  erst  recht  nicht 
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kohärent.  Das  Schreiben  von  J._______  muss  daher  als 
Gefälligkeitsschreiben ohne Beweiswert qualifiziert werden. 
5.3.  Insgesamt  ist  es  dem  Beschwerdeführer  somit  nicht  gelungen, 
Verfolgungsmassnahmen  seitens  der  iranischen  Behörden  vor  seiner 
Ausreise glaubhaft zu machen. Der Rechtsmitteleingabe sind somit keine 
stichhaltigen  Entgegnungen  zu  entnehmen,  welche  die  Argumentation 
der Vorinstanz  in Zweifel zu ziehen vermögen. Unter diesen Umständen 
erübrigen  sich  weitere  Ausführungen  zu  den  Beschwerdevorbringen  im 
Asylpunkt  und  zu  den  im  vorinstanzlichen  Verfahren  eingereichten 
Beweismitteln,  da  sie  nicht  zu  einer  anderen  Beurteilung  zu  führen 
vermögen. 
6. 
6.1.  Im  Folgenden  ist  zu  prüfen,  ob  der  Beschwerdeführer  durch  sein 
Verhalten  nach  der  Ausreise  aus  dem  Heimatland,  namentlich  dem 
geltend gemachten exilpolitischen Engagement in der Schweiz, Grund für 
eine  zukünftige  Verfolgung  durch  die  iranischen  Behörden  gesetzt  hat 
und deshalb (das heisst infolge Vorliegens subjektiver Nachfluchtgründe) 
die Flüchtlingseigenschaft erfüllt.
6.2.  Der  Beschwerdeführer  verweist  zur  Geltendmachung  seiner 
subjektiven Nachfluchtgründe  im Wesentlichen auf sein Engagement  für 
die  kurdische  Minderheit  im  Iran  im  Rahmen  von  Teilnahmen  an 
Kundgebungen  und  Sitzungen  iranischer  Exilorganisationen  in  der 
Schweiz  sowie  politische  Kommentare  und  Fotos,  die  er  unter  seinem 
Namen  auf  Facebook  aufgeschaltet  habe.  Dies  wird  durch  Fotos, 
Flugblätter  und  Auszüge  aus  dem  Internet  belegt.  Zudem  habe  er 
anlässlich  einer  Aktion  gegen  die  iranisch­islamische  Regierung  am 
UNO­Sitz in Genf am 14. März 2011 eine aktive Rolle eingenommen.
6.3.  Allgemein  sind  subjektive  Nachfluchtgründe  dann  anzunehmen, 
wenn eine asylsuchende Person erst durch die Flucht aus dem Heimat­ 
oder Herkunftsstaat oder wegen ihres Verhaltens nach der Ausreise eine 
Verfolgung  im  Sinne  von  Art. 3  AsylG  zu  befürchten  hat.  Personen mit 
subjektiven  Nachfluchtgründen  erhalten  zwar  kein  Asyl,  werden  jedoch 
als  Flüchtlinge  vorläufig  aufgenommen  (vgl.  EMARK  2000 Nr. 16 E. 5a, 
mit weiteren Hinweisen). Der Asylausschlussgrund von Art. 54 AsylG  ist 
absolut  zu  verstehen  und  mithin  unabhängig  davon  anzuwenden,  ob 
Nachfluchtgründe  missbräuchlich  gesetzt  worden  sind  oder  nicht  (vgl. 
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Seite 18
EMARK 1995 Nr. 7 E. 7 S. 66 ff.). Es  ist daher nicht entscheidend, wel­
chen mutmasslichen Zweck die asylsuchende Person durch ihre exilpoli­
tischen Tätigkeiten zu erreichen versucht hat. Massgebend  ist  vielmehr, 
ob  die  heimatlichen  Behörden  das  Verhalten  des  Asylsuchenden  als 
staatsfeindlich einstufen und dieser deswegen bei einer Rückkehr in den 
Heimatstaat eine Verfolgung im Sinne von Art. 3 AsylG befürchten muss. 
Es bleiben damit die Anforderungen an den Nachweis einer begründeten 
Furcht massgeblich  (Art.  3  und  7  AsylG;  vgl.  zum Ganzen  auch  BVGE 
2009/28 E. 7.1. S. 352).
Wie den im vorinstanzlichen Verfahren sowie auf Beschwerdeebene ein­
gereichten  Beweismitteln  und  Hinweisen  entnommen  werden  kann, 
betätigt  sich  der  Beschwerdeführer  in  der  Schweiz  exilpolitisch.  Zudem 
wird  in  einem  undatierten,  im  vorinstanzlichen  Verfahren  eingereichten 
Schreiben  seine  Mitgliedschaft  bei  der  IFIR  bestätigt.  Exilpolitische 
Tätigkeiten  können  ­  wie  oben  dargelegt  ­  nur  dann  im  Sinne  von 
subjektiven  Nachfluchtgründen  zur  Flüchtlingseigenschaft  führen,  wenn 
zumindest glaubhaft gemacht wird, dass  im Falle einer Rückkehr  infolge 
der  Exilaktivität  mit  überwiegender  Wahrscheinlichkeit  mit  politischer 
Verfolgung  zu  rechnen wäre. Nachfolgend  ist  zu  untersuchen,  ob  diese 
Voraussetzung im Falle des Beschwerdeführers erfüllt ist.
6.4.  Vorab  ist  festzustellen,  dass  die  politische  Betätigung  für 
staatsfeindliche  Organisationen  im  Ausland  seit  der  Neufassung  des 
iranischen  Strafrechts  im  Jahr  1996  unter  Strafe  gestellt  ist. 
Einschlägigen Berichten zufolge wurden in der Vergangenheit denn auch 
bereits  Personen  verhaf­tet,  angeklagt  und  verurteilt,  welche  sich  unter 
anderem  im  Internet  kritisch  zum  iranischen  Staat  äusserten  (vgl.  die 
Auskunft  der  SFH­Länderanalyse  vom  4. April  2006  ["Iran: 
Rückkehrgefährdung  für  AktivistInnen  und  Mitglieder  exilpolitischer 
Organisationen ­  Informations­gewinnung  iranischer Behörden"] S. 3, mit 
weiteren Hinweisen). Es ist überdies allgemein bekannt und unbestritten, 
dass  die  iranischen  Behör­den  die  politischen  Aktivitäten  ihrer 
Staatsangehörigen  im Ausland über­wachen und systematisch erfassen. 
Mittels  Einsatz  moderner  Software  dürfte  es  den  iranischen  Behörden 
auch ohne Weiteres möglich  sein,  die  im  Internet  vorhandenen  riesigen 
Datenmengen  ohne  allzu  grossen  Auf­wand  gezielt  und  umfassend  zu 
überwachen  und  gegebenenfalls  nach  Stichworten  zu  durchsuchen. 
Diese  Überwachung  habe  nach  den  Wahlen  im  Juni  2009  und 
diesbezüglichen  Protesten  zugenommen  (vgl.  SFH;  "Iran:  Illegale 
Ausreise/Situation  von  Mitgliedern  der  PDKI/Politische  Aktivitäten  im 
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Exil", SFH­Länderanalyse vom 16. November 2010; "Iran: traitement des 
requérants d'asile déboutés", SFH­Länderanalyse vom 18. August 2011), 
insbesondere  von  regierungskritischen  exilierten  Personen.  Diese  seien 
gemäss  Angaben  des  Wall  Street  Journal  mit  ähnlichen  Methoden 
belästigt  und  bedroht  worden  (vgl.  S. 8).  Demgegenüber  bleibt  im 
Einzelfall  zu  prüfen,  ob  die  in  der  Schweiz  entwickelten  exilpolitischen 
Aktivitäten  bei  einer  allfälligen  Ausschaffung  in  den  Iran  mit 
überwiegender Wahrscheinlichkeit ernsthafte Nachteile im asylrechtlichen 
Sinne nach sich ziehen würden  (vgl. wiederum BVGE 2009/28 E.7.4.3). 
Es ist dabei davon aus­zugehen, dass sich die iranischen Geheimdienste 
auf  die  Erfassung  von  Personen  konzentrieren,  die  über  die 
massentypischen  und  niedrig  profilierten  Erscheinungsformen 
exilpolitischer  Proteste  hinaus  Funktionen  wahrgenommen  und/oder 
Aktivitäten entwickelt haben, welche die jewei­lige Person aus der Masse 
der  mit  dem  Regime  Unzufriedenen  heraushe­ben  und  als  ernsthaften 
und  gefährlichen  Regimegegner  erscheinen  las­sen.  Somit  sind  die 
Mitgliedschaft  in  einer  exilpolitischen  Organisation,  die  Teilnahme  an 
regimekritischen  Demonstrationen  und  das  hierbei  übli­che  Tragen  von 
Plakaten  und  Rufen  von  Parolen  nicht  für  die  Ein­schätzung  einer 
Verfolgungsgefahr  von  Bedeutung,  sondern  Positionen,  Form  und 
Einfluss von Aktionen (vgl. SFH­Länderanalyse vom 4. April 2006, S. 7).
6.5. Wie  in  den  vorangegangenen  Erwägungen  festgestellt  worden  ist, 
vermochte  der  Beschwerdeführer  eine  Vorverfolgung  nicht  glaubhaft  zu 
machen.  Daher  steht  fest,  dass  er  vor  seinem  Verlassen  seines 
Heimatlandes  nicht  als  regimefeindliche  Person  ins  Blickfeld  der 
iranischen  Behörden  respektive  der  iranischen  Nachrichtendienste 
geraten ist (vgl. E. 5).
Aus den vorliegenden Akten ergibt sich, dass der Beschwerdeführer seit 
seiner  Einreise  in  die  Schweiz  an  verschiedenen  Kundgebungen  und 
Veranstaltungen  von  iranischen  Exilorganisationen,  u.a.  der  IFIR, 
teilgenommen  hat,  was  folglich  auch  nicht  zu  bestreiten  ist. Der  Zweck 
der  Veranstaltungen,  der  Protest  gegen  die  iranische  Regierung,  ist 
ebenfalls ersichtlich. Aufgrund dieser seit seiner Einreise  in die Schweiz 
ausgeübten  Tätigkeit  ist  jedoch  nicht  davon  auszugehen,  dass  er  das 
gesteigerte  Interesse  der  iranischen  Überwachungsbehörden  auf  sich 
gezogen  haben  könnte.  Dass  er  dabei  jemals  markant  in  Erscheinung 
getreten  wäre,  kann  den  Akten  nämlich  nicht  entnommen  werden  und 
auch  sonst  lässt  nichts  auf  ein  herausragendes  oppositionelles 
Engagement  schliessen.  Im Weiteren  ist  gemäss  der  hievor  gemachten 
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Feststellungen  (E. 5)  nicht  davon  auszugehen,  dass  der 
Beschwerdeführer  bereits  vor  seiner  Ausreise  die  Aufmerksamkeit  der 
iranischen  Behörden  in  relevantem  Ausmass  auf  sich  gezogen  hat. 
Entsprechend rechtfertigt sich der Schluss, dass er vor der Absetzung in 
den  Westen  durch  die  iranischen  Behörden  jedenfalls  nicht  als 
staatsgefährdender  Politaktivist  fichiert  war.  Seine  exilpolitischen 
Aktivitäten  können  denn  auch  insofern  mit  derjenigen  einer  Vielzahl 
seiner  Landsleute  in  Übereinstimmung  gebracht  werden,  als  sich  diese 
nach  dem Gesagten  kaum  und  insbesondere  nicht  relevant  von  denen 
anderer  Iraner  abheben.  Es  ist  entgegen  den  Beschwerdevorbringen 
daher  nicht  davon  auszugehen,  dass  die  iranischen  Behörden  beim 
Beschwerdeführer  von  einer  Bedrohung  für  das Regime  ausgehen. Die 
einzelnen  Aktivitäten  des  Beschwerdeführers  ­  Engagement  an 
politischen  Diskussionen  und  seine  Beiträge  auf  Facebook  ­  sind 
aufgrund  der  gesamten  Umstände  jedenfalls  nicht  geeignet,  ihn  als 
Person  mit  klar  definierten  oppositionspolitischen  Vorstellungen  und 
persönlichem Agitationspotenzial, welche zu einer Gefahr für das Regime 
im  Iran  werden  könnte,  erscheinen  zu  lassen.  Die  durch  den 
Beschwerdeführer  im Rahmen seiner Teilnahme an Kundgebungen und 
seinen Beiträgen auf Facebook öffentlich vorgetragene Kritik am Regime 
weist  insgesamt  nicht  den  nötigen  Exponierungsgrad  auf,  um  bei  den 
iranischen Behörden den Eindruck zu erwecken, dass er zu einer Gefahr 
für  den Bestand  ihres Regimes werde.  Auch  hat  der  Beschwerdeführer 
nicht  zum  Ausdruck  gebracht,  dass  er  oder  seine  im  Iran  verbliebenen 
Angehörigen  auf  irgendeine  Weise  seitens  der  iranischen  Behörden 
belästigt  oder  bedroht  worden  wären  (vgl.  SFH­Länderanalyse  vom 
16. November  2010).  Im  Übrigen  haben  Exil­Iraner  mit  dem  Profil  des 
Beschwerdeführers  bei  einer  Rückkehr  in  ihren  Heimatstaat  aufgrund 
ihrer  exilpolitischen  Tätigkeiten  keine  staatlichen 
Verfolgungsmassnahmen zu befürchten, zumal den iranischen Behörden 
mittlerweile  sehr  wohl  bewusst  sein  dürfte,  dass  die  exilpolitische 
Betätigung  vieler  iranischer  Asylbewerber  nach  der  Ablehnung  ihrer 
Asylgesuche oft zunimmt respektive intensiviert wird oder überhaupt erst 
ab  diesem  Zeitpunkt  einsetzt  (vgl.  BVGE  2009/28  E. 7.4.3).  An  dieser 
Einschätzung  vermag  der  geltend  gemachte  Auftritt  des 
Beschwerdeführers  beim  Radiosender  VOA  (vgl.  Eingabe  vom 
13. September  2011)  nichts  zu  ändern,  zumal  er  sich  dort  lediglich  zu 
seinem  vor  zwanzig  Jahren  verschwundenen Cousins  geäussert  haben 
will, was jedoch nicht auf eine Gefährdung schliessen lässt.
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6.6. An dieser Stelle ist überdies auf die geltende Praxis des Bundesver­
waltungsgerichts hinzuweisen, wonach allein aufgrund der Ausreise oder 
des Asylgesuches  im Ausland keine  flüchtlingsrechtlich  relevante Verfol­
gung im Iran befürchtet werden muss (BVGE 2009/28 E. 7.4.4 S. 367).
6.7.  Zusammenfassend  ist  festzustellen,  dass  die  geltend  gemachten 
subjektiven Nachfluchtgründe nicht geeignet sind, eine flüchtlingsrechtlich 
relevante Verfolgungsfurcht zu begründen, weshalb der Beschwerdefüh­
rer  nicht  als Flüchtling anerkannt werden kann. An dieser Einschätzung 
vermögen  weder  die  weiteren  Ausführungen  in  den  Eingaben  noch  die 
eingereichten  Beweismittel  etwas  zu  ändern,  weshalb  darauf  verzichtet 
werden kann, darauf weiter einzugehen.
6.8.  Folglich  konnte  der  Beschwerdeführer  keine  asylrelevante 
Verfolgung nach Art. 3 AsylG nachweisen oder glaubhaft machen; auch 
liegen  keine  subjektiven  Nachfluchtgründe  vor.  Die  Vorinstanz  hat  die 
Flüchtlings­eigenschaft  demnach  zu  Recht  verneint  und  zutreffend  das 
Asylgesuch abgelehnt.
7. 
7.1. Lehnt  das Bundesamt  das Asylgesuch  ab  oder  tritt  es  darauf  nicht 
ein,  so  verfügt  es  in  der  Regel  die Wegweisung  aus  der  Schweiz  und 
ordnet den Vollzug an; es berücksichtigt dabei den Grundsatz der Einheit 
der Familie (Art. 44 Abs. 1 AsylG).
Der  Beschwerdeführer  verfügt  weder  über  eine  ausländerrechtliche 
Aufenthaltsbewilligung  noch  über  einen  Anspruch  auf  Erteilung  einer 
solchen  (vgl.  BVGE  2009/50  E.  9,  BVGE  2008/34  E.  9.2).  Die 
Wegweisung  wurde  demnach  zu  Recht  angeordnet  (Art. 44  Abs. 1 
AsylG).
8. 
8.1.  Ist der Vollzug der Wegweisung nicht zulässig, nicht zumutbar oder 
nicht möglich, so regelt das Bundesamt das Anwesenheitsverhältnis nach 
den  gesetzlichen  Bestimmungen  über  die  vorläufige  Aufnahme  von 
Ausländern  (Art. 44  Abs. 2  AsylG;  Art. 83  Abs. 1  des  Bundesgesetzes 
vom 16. Dezember 2005 über die Ausländerinnen und Ausländer  [AuG, 
SR 142.20]).
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Bezüglich  der  Geltendmachung  von  Wegweisungshindernissen  gilt 
gemäss  ständiger  Praxis  des  Bundesverwaltungsgerichts  und  seiner 
Vorgängerorganisation  ARK  der  gleiche  Beweisstandard  wie  bei  der 
Flüchtlingseigenschaft, das heisst, sie sind zu beweisen, wenn der strikte 
Beweis möglich ist, und andernfalls wenigstens glaubhaft zu machen (vgl. 
WALTER  STÖCKLI,  Asyl,  in:  Uebersax/Rudin/Hugi  Yar/Geiser  [Hrsg.], 
Ausländerrecht, 2. Aufl., Basel 2009, Rz. 11.148).
8.2. Der Vollzug ist nicht zulässig, wenn völkerrechtliche Verpflichtungen 
der  Schweiz  einer Weiterreise  der  Ausländerin  oder  des  Ausländers  in 
den  Heimat­,  Herkunfts­  oder  einen  Drittstaat  entgegenstehen  (Art.  83 
Abs. 3 AuG).
So  darf  keine  Person  in  irgendeiner  Form  zur  Ausreise  in  ein  Land 
gezwungen  werden,  in  dem  ihr  Leib,  ihr  Leben  oder  ihre  Freiheit  aus 
einem  Grund  nach  Art. 3  Abs. 1  AsylG  gefährdet  ist  oder  in  dem  sie 
Gefahr  läuft,  zur  Ausreise  in  ein  solches  Land  gezwungen  zu  werden 
(Art. 5  Abs. 1  AsylG;  vgl.  ebenso  Art. 33  Abs. 1  des  Abkommens  vom 
28. Juli 1951 über die Rechtsstellung der Flüchtlinge [FK, SR 0.142.30]).
Gemäss  Art. 25  Abs. 3  der  Bundesverfassung  der  Schweizerischen 
Eidgenossenschaft  vom  18. April  1999  (BV,  SR 101),  Art. 3  des 
Übereinkommens  vom  10. Dezember  1984  gegen  Folter  und  andere 
grausame,  unmenschliche  oder  erniedrigende  Behandlung  oder  Strafe 
(FoK,  SR 0.105)  und  der  Praxis  zu  Art. 3  der  Konvention  vom 
4. November 1950 zum Schutz der Menschenrechte und Grundfreiheiten 
(EMRK,  SR 0.101)  darf  niemand  der  Folter  oder  unmenschlicher  oder 
erniedrigender Strafe oder Behandlung unterworfen werden.
8.3. Die Vorinstanz wies in ihrer angefochtenen Verfügung zutreffend da­
rauf hin, dass das Prinzip des flüchtlingsrechtlichen Non­Refoulement nur 
Personen  schützt,  die  die  Flüchtlingseigenschaft  erfüllen.  Da  es  dem 
Beschwerdeführer  nicht  gelungen  ist,  eine  asylrechtlich  erhebliche 
Gefährdung nachzuweisen oder glaubhaft zu machen, kann der  in Art. 5 
AsylG  verankerte  Grundsatz  der  Nichtrückschiebung  im  vorliegenden 
Verfahren  keine  Anwendung  finden.  Eine  Rückkehr  des  Beschwerde­
führers  in  den  Heimatstaat  ist  demnach  unter  dem  Aspekt  von  Art. 5 
AsylG rechtmässig.
Sodann ergeben sich weder aus den Aussagen des Beschwerdeführers 
noch aus den Akten Anhaltspunkte dafür, dass er für den Fall einer Aus­
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schaffung  in  den  Heimatstaat  dort  mit  beachtlicher  Wahrscheinlichkeit 
einer nach Art. 3 EMRK oder Art. 1 FoK verbotenen Strafe oder Behand­
lung  ausgesetzt  wäre.  Gemäss  Praxis  des  Europäischen Gerichtshofes 
für Menschenrechte (EGMR) sowie jener des UN­Anti­Folterausschusses 
müsste  der  Beschwerdeführer  eine  konkrete  Gefahr  ("real  risk")  nach­
weisen  oder  glaubhaft  machen,  dass  ihm  im  Fall  einer  Rückschiebung 
Folter  oder  unmenschliche  Behandlung  drohen  würde  (vgl.  EGMR 
[Grosse  Kammer],  Saadi  gegen  Italien,  Urteil  vom  28. Februar  2008, 
Beschwerde Nr. 37201/06,  §§ 124 ­ 127, mit  weiteren Hinweisen).  Auch 
die  allgemeine Menschenrechtssituation  im Heimatstaat  lässt  den Weg­
weisungsvollzug zum heutigen Zeitpunkt nicht als unzulässig erscheinen. 
Nach  dem Gesagten  ist  der  Vollzug  der Wegweisung  sowohl  im  Sinne 
der asyl­ als auch der völkerrechtlichen Bestimmungen zulässig.
8.4.    Gemäss  Art. 83  Abs. 4  AuG  kann  der  Vollzug  für  Ausländerinnen 
und  Ausländer  unzumutbar  sein,  wenn  sie  im  Heimat­  oder 
Herkunftsstaat  auf  Grund  von  Situationen  wie  Krieg,  Bürgerkrieg, 
allgemeiner  Gewalt  und  medizinischer  Notlage  konkret  gefährdet  sind. 
Wird  eine  konkrete  Gefährdung  festgestellt,  ist  ­  unter  Vorbehalt  von 
Art. 83 Abs. 7 AuG ­ die vorläufige Aufnahme zu gewähren.
8.4.1.  Aus  humanitären  Gründen,  nicht  in  Erfüllung  völkerrechtlicher 
Pflichten der Schweiz, wird auf den Vollzug der Wegweisung verzichtet, 
wenn die Rückkehr in den Heimatstaat für den Betroffenen eine konkrete 
Gefährdung  im Sinne  von Art.  83 Abs.  4 AuG darstellt.  Im  Iran  besteht 
keine Situation allgemeiner Gewalt,  die  sich noch dazu über das ganze 
Staatsgebiet oder weite Teile desselben erstrecken würde. Eine gänzlich 
unsichere,  von  bewaffneten  Konflikten  oder  permanent  drohenden 
Unruhen dominierte Lage, aufgrund derer der Beschwerdeführer sich bei 
einer  Rückkehr  unvermeidlich  einer  konkreten  Gefährdung  ausgesetzt 
sehen würde, besteht mithin nicht.
Aufgrund  der  Aktenlage  besteht  ferner  kein  Grund  zur  Annahme,  der 
Beschwerdeführer  gerate  im  Falle  der  Rückkehr  in  den  Iran  aus 
individuellen  Gründen  wirtschaftlicher,  sozialer  oder  gesundheitlicher 
Natur  in  eine  existenzbedrohende  Situation,  welche  den  Vollzug  der 
Wegweisung  als  unzumutbar  erscheinen  liesse.  Der  Beschwerdeführer 
verfügt  eigenen  Angaben  zufolge  über  eine  zehnjährige  Schulbildung. 
Zudem hat  er während drei  bis  vier  Jahren ein  eigenes Kleidergeschäft 
geführt. Es  ist nicht  in Abrede zu stellen, dass er bei einer Rückkehr  in 
seinen  Heimatstaat  aufgrund  seiner  langen  Landesabwesenheit  mit 
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gewissen Schwierigkeiten konfrontiert werden könnte. Indessen verfügt er 
mit  seiner  Mutter,  seiner  Schwester  und  dessen  Ehemann,  welche  im 
Hause  seiner  Familie  in  E._______  leben,  über  ein  intaktes 
Beziehungsnetz, auf das er zurückgreifen kann (vgl. Akte A12, S. 5f.). 
8.4.2. Hinsichtlich der geltend gemachten gesundheitlichen Beschwerden 
des  Beschwerdeführers  ist  vorab  darauf  hinzuweisen,  dass  aufgrund 
gesundheitlicher Probleme eines abgewiesenen Asylsuchenden nur dann 
auf  Unzumutbarkeit  des  Wegweisungsvollzugs  geschlossen  werden 
kann,  wenn  eine  notwendige  medizinische  Behandlung  im  Heimatland 
nicht  zur  Verfügung  steht,  und  die  Rückkehr  zu  einer  raschen  und 
lebensgefährdenden  Beeinträchtigung  des  Gesundheitszustandes  der 
betroffenen  Person  führt.  Dabei  wird  als  wesentlich  die  allgemeine  und 
dringende medizinische Behandlung erachtet, welche zur Gewährleistung 
einer menschenwürdigen Existenz absolut notwendig ist. Unzumutbarkeit 
liegt jedenfalls dann nicht vor, wenn im Heimat­ oder Herkunftsstaat eine 
nicht  dem  schweizerischen  Standard  entsprechende  medizinische 
Behandlung  möglich  ist.  Wenn  die  notwendige  Behandlung  im  Heimat­ 
oder Herkunftsstaat sichergestellt  ist, so ist der Vollzug der Wegweisung 
als zumutbar zu beurteilen (vgl. BVGE 2009/2 E. 9.3.2).
Vorliegend  sind  keine  Anhaltspunkte  für  eine  drohende  medizinische 
Notlage  des  Beschwerdeführers  im  Heimatstaat  im  Sinne  von  Art.  83 
Abs. 4 AuG zu entnehmen. Wie aus den vorinstanzlichen Akten einerseits 
hervorgeht, wurde er wegen mehrerer Suizidversuche  im Jahre 2006  in 
ein  Spital,  später  in  eine  psychiatrische  Klinik  eingewiesen.  Bei  seiner 
letzten Einlieferung in die psychiatrische Klinik vom 17. Juli bis 29. August 
2006  wurden  bei  ihm  eine  Anpassungsstörung,  übermässiger 
Alkoholkonsum,  Verdacht  auf  emotional­instabile  Persönlichkeitsstörung 
vom  Borderline­Typus,  eine  anamnestische  posttraumatische 
Belastungsstörung  (PTBS),  Zustand  nach  Suizidversuch,  diagnostiziert. 
Während der  letzten Hospitalisation hätten keine Symptome einer PTBS 
festgestellt  werden  können  (vgl.  Arztbericht  der  psychiatrischen  Klinik 
I._______,  Dr.  Q._______,  vom  4. April  2007,  Akte  A42).  Das  BFM 
forderte  den  Beschwerdeführer  am  2.  August  2007  dazu  auf,  einen 
aktuellen  Arztbericht  des  ihn  behandelnden  Facharztes  einzureichen, 
worauf die damalige Rechtsvertreterin in ihrem Schreiben vom 13. August 
2007  festhielt,  der  Beschwerdeführer  werde  seit  seiner  Entlassung  aus 
der  psychiatrischen  Klinik  ambulant  behandelt  und  habe  keine 
Suizidgedanken  mehr  (vgl.  Akte  A47).  Zwar  wurde  in  einem  im 
Zusammenhang  mit  einem  Verkehrsunfall  am  3.  Juni  2009  erstellten 
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Arztbericht  der  Rehaklinik  R._______  vom  16.  Oktober  2009  eine 
Anpassungsstörung  mit  Angstsymptomatik  und  Schlafstörungen  von 
höchstens  mittelgradiger  Ausprägung  diagnostiziert,  welche  nach  dem 
Unfall  zu  den  bereits  vorbestehenden  Symptomen  einer 
Traumafolgestörung  aufgetreten  seien.  Jedoch  wurden  kaum  auffällige 
psychopathologischen  Befunde  festgestellt.  Im  Austrittsbericht  der 
Rehaklinik R._______ vom 29. Oktober 2009 wurde zudem erwähnt, der 
Beschwerdeführer  sei  während  seines  Aufenthaltes  nebst  der 
eigentlichen Behandlung seines Kniegelenkes auch psychotherapeutisch 
betreut worden, ohne dass seine Probleme hätten gelöst werden können. 
Es  ist  mangels  weiterer  Hinweise  seit  diesen  letzten  Arztberichten  der 
Rehaklinik nicht davon auszugehen, dass der Beschwerdeführer zur Zeit 
auf  eine  psychiatrische  Behandlung  angewiesen  ist  respektive  in  naher 
Zukunft  sein  wird.  Sollte  der  Beschwerdeführer  bei  seiner  Rückkehr  in 
den  Iran wiederum  eine  solche  ärztliche Behandlung  benötigen,  ist  ihm 
zuzumuten,  die  im  Iran  bestehenden  medizinischen  Einrichtungen  in 
Anspruch zu nehmen.
In einem weiteren Arztbericht von Dr. med. S._______ vom 29. Mai 2007 
wurde  beim Beschwerdeführer  ferner  eine  schwere Akne  diagnostiziert, 
welche vermutlich auf eine Brom­Intoxikation zurückzuführen sei, die mit 
Medikamenten behandelt wurde (vgl. Akte A44). Im Arztbericht betreffend 
den Unfall  vom 3.  Juni 2009 wird zwar ein akneartige Hautveränderung 
am  Rücken  erwähnt.  Es  können  jedoch  können  keine  Hinweise  dafür 
entnommen  werden,  wonach  diesbezüglich  weitere  medizinische 
Abklärungen im Gang wären, welche gegen den Vollzug der Wegweisung 
des Beschwerdeführers in den Iran sprechen würden.
Ausserdem  erlitt  der  Beschwerdeführer  am  3.  Juni  2009  einen 
Verkehrsunfall  mit  einer  Knieverletzung,  in  deren  Folge  er  sich  einer 
Operation  und  einer  Behandlung  in  der  Rehaklinik  R._______ 
unterziehen musste. Gemäss der  ärztlichen Abschlussuntersuchung der 
SUVA vom 10. November 2010 wurde beim Beschwerdeführer eine volle 
Arbeitsfähigkeit  mit  gewissen  Einschränkungen  (mittelschwere  Tätigkeit 
ohne  Tragen  von  Lasten  auf  unebenem  Gelände,  u.a.)  festgestellt.  In 
einer  Meldung  der  SUVA  vom  28. Januar  2011  wurde  dem 
Beschwerdeführer eine Rente in der Höhe von 13 % zugesprochen. Wie 
der  Eingabe  des  Beschwerdeführers  vom  26.  Juni  2011  weiter 
entnommen werden kann, geht er seit einiger Zeit zu 100 Prozent einer 
Erwerbstätigkeit  nach,  für  die  er  gemäss  SUVA­Verfügung  (angepasste 
Arbeit)  entschädigt  werde.  Aufgrund  der  offensichtlich  geringen 
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Einschränkungen  des  Beschwerdeführers  bei  der  Ausübung  einer 
Erwerbstätigkeit  ist  kein  ernsthaftes  Wegweisungshindernis  ersichtlich. 
Angesichts der landesweit guten medizinischen Grundversorgung im Iran, 
insbesondere  in  den  grösseren  Städten,  zu  denen  auch  seine 
Heimatstadt  E._______  zählt,  braucht  der Beschwerdeführer  auch  nicht 
damit  zu  rechnen,  er  werde  die  zur  Gewährleistung  einer 
menschenwürdigen  Existenz  absolut  notwendige  medizinische 
Behandlung  nicht  erhalten  (vgl.  BVGE  2009/2  E.  9.3.2).  Es  steht  dem 
Beschwerdeführer  zudem  offen,  beim  Bundesamt  um  medizinische 
Rückkehrhilfe zu beantragen. Schliesslich bezieht der Beschwerdeführer 
eine, wenn auch bescheidene Rente der SUVA.
8.4.3.  Nach  dem  Gesagten  erweist  sich  der  Vollzug  der  Wegweisung 
auch als zumutbar.
8.5.  Schliesslich  obliegt  es  dem  Beschwerdeführer,  sich  bei  der 
zuständigen  Vertretung  des  Heimatstaates  die  für  eine  Rückkehr 
notwendigen  Reisedokumente  zu  beschaffen  (vgl.  Art. 8  Abs. 4  AsylG 
und dazu auch BVGE 2008/34 E. 12 S. 513 – 515), weshalb der Vollzug 
der  Wegweisung  auch  als  möglich  zu  bezeichnen  ist  (Art. 83  Abs. 2 
AuG).
8.6. Zusammenfassend  hat  die  Vorinstanz  den Wegweisungsvollzug  zu 
Recht als zulässig, zumutbar und möglich erachtet. Nach dem Gesagten 
fällt  eine  Anordnung  der  vorläufigen  Aufnahme  ausser  Betracht  (Art. 83 
Abs. 1 – 4 AuG).
9. 
Aus  diesen  Erwägungen  ergibt  sich,  dass  die  angefochtene  Verfügung 
Bundesrecht nicht verletzt, den rechtserheblichen Sachverhalt richtig und 
vollständig  feststellt  und  angemessen  ist  (Art. 106  AsylG).  Die 
Beschwerde ist nach dem Gesagten abzuweisen.
10. 
Mit Zwischenverfügung vom 28. September 2007 wurde das Gesuch des 
Beschwerdeführers  um  Gewährung  der  unentgeltlichen  Rechtspflege 
gemäss Art. 65 Abs. 1 VwVG unter Vorbehalt einer nachträglichen Verän­
derung  dessen  finanziellen  Verhältnisse  gutgeheissen.  Nachdem  sich 
aufgrund  der  Akten  ergibt,  dass  der  Beschwerdeführer  nicht  mehr 
bedürftig  ist,  sind  ihm  bei  diesem  Ausgang  des  Verfahrens  die 
Verfahrenskosten von Fr. 600.­ aufzuerlegen  (Art. 63 Abs. 1 VwVG, Art. 
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Seite 27
16  Abs.  1  Bst.  a  VGG  i.V.m.  Art.  2  und  3  des  Reglements  vom 
21. Februar  2008  über  die  Kosten  und  Entschädigungen  vor  dem 
Bundesverwaltungsgericht [VGKE, SR 173.320]).
(Dispositiv nächste Seite)
E­6359/2007
Seite 28
Demnach erkennt das Bundesverwaltungsgericht:
1. 
Die Beschwerde wird abgewiesen.
2. 
Die  Verfahrenskosten  von  Fr. 600.­  werden  dem  Beschwerdeführer 
auferlegt.  Dieser  Betrag  ist  innert  30  Tagen  ab  Versand  des  Urteils  zu 
Gunsten der Gerichtskasse zu überweisen.
3. 
Dieses  Urteil  geht  an  den  Beschwerdeführer,  das  BFM  und  die 
zuständige kantonale Behörde.
Die vorsitzende Richterin: Die Gerichtsschreiberin:
Muriel Beck Kadima Alexandra Püntener
Versand: