E-1319/2009 - Abteilung V - Vollzug der Wegweisung - Vollzug der Wegweisung; Verfügung des BFM vom 4. F...
Karar Dilini Çevir:
E-1319/2009 - Abteilung V - Vollzug der Wegweisung - Vollzug der Wegweisung; Verfügung des BFM vom 4. F...
Bundesve rwa l t ungsge r i ch t
T r i buna l   adm in i s t r a t i f   f édé ra l
T r i buna l e   ammin i s t r a t i vo   f ede ra l e
T r i buna l   adm in i s t r a t i v   f ede ra l
   
Abteilung V
E­1319/2009
U r t e i l   v om   2 9 .   F e b r u a r   2 0 1 2
Besetzung Richterin Regula Schenker Senn (Vorsitz),
Richter Hans Schürch, Richter François Badoud,   
Gerichtsschreiberin Aglaja Schinzel.
Parteien A._______,
B._______,
sowie deren Kinder
C._______,
D._______,
E._______,
Kosovo,
(…),  
Beschwerdeführende, 
gegen
Bundesamt für Migration (BFM), 
Quellenweg 6, 3003 Bern,   
Vorinstanz. 
Gegenstand Vollzug der Wegweisung;
Verfügung des BFM vom 4. Februar 2009 / N (…).
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Sachverhalt:
A. 
Gemäss  eigenen  Angaben  verliessen  die  Beschwerdeführenden, 
Staatsangehörige  der  Republik  Kosovo  serbischer  Ethnie,  ihren 
Heimatstaat  am  19.  Juli 2008  und  reisten  über  Serbien,  Ungarn  und 
unbekannte  Länder  am  20.  Juli  2008  in  die  Schweiz  ein,  wo  sie 
gleichentags um Asyl nachsuchten. Anlässlich den Kurzbefragungen vom 
4. August 2008  im Empfangs­ und Verfahrenszentrum (EVZ) F._______ 
und  den  Anhörungen  vom  10.  Dezember  2008  zu  den  Asylgründen 
machten sie im Wesentlichen Folgendes geltend:
Sie könnten in Kosovo nicht mehr leben, da sie dort Probleme hätten. So 
sei ihnen im Jahr 2001 in der Nacht von Unbekannten das Vieh gestohlen 
worden.  2007  seien  ihre Kühe  erneut  gestohlen worden.  Im  Jahr  2005, 
als der Beschwerdeführer  zusammen mit  seinen Eltern und Grosseltern 
auf  dem  Feld  gearbeitet  habe,  hätten  drei  Unbekannte  in  schwarzer 
Kleidung  versucht,  sie  zu  entführen,  ihnen  sei  aber  die  Flucht  auf  dem 
Traktor  gelungen.  Seither  habe  sich  der  Beschwerdeführer  nicht  mehr 
getraut,  auf  dem  Feld  zu  arbeiten.  Als  er  einmal  in  der  Stadt 
Autoersatzteile  habe  kaufen  wollen,  hätten  Leute  versucht  ihn  zu 
schlagen,  weil  er  Serbisch  gesprochen  habe.  Die  Beschwerdeführerin 
führte zudem aus, sie habe Angst um ihre Kinder. Diese müssten sogar 
von  der  Polizei  zur  Schule  begleitet  werden.  Seit  der 
Unabhängigkeitserklärung  Kosovos  hätten  die  Beschwerdeführenden 
mehr Angst als zuvor und würden von der albanischen Bevölkerung noch 
häufiger  provoziert  und  angepöbelt,  weshalb  sie  sich  zur  Ausreise 
entschlossen hätten. 
B. 
Mit Verfügung vom 4. Februar 2009 lehnte das BFM die Asylgesuche der 
Beschwerdeführenden ab und ordnete ihre Wegweisung aus der Schweiz 
sowie  den  Vollzug  an.  Die  Vorinstanz  begründete  den  ablehnenden 
Asylentscheid damit, dass die Vorbringen der Beschwerdeführenden den 
Anforderungen  an  die  Flüchtlingseigenschaft  gemäss  Art.  3  des 
Asylgesetzes vom 26. Juni 1998 (AsylG, SR 142.31) nicht genügten. Der 
Vollzug  der  Wegweisung  sei  zulässig,  zumutbar  und  möglich.  Für  die 
detaillierte  Begründung  wird,  soweit  wesentlich,  auf  die  Erwägungen 
verwiesen.
C. 
Mit  Beschwerde  vom  2.  März  2009  an  das  Bundesverwaltungsgericht 
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beantragten  die  Beschwerdeführenden  die  Aufhebung  der 
vorinstanzlichen  Verfügung  und  die  Anordnung  der  vorläufigen 
Aufnahme. Auf die detaillierte Begründung wird, soweit wesentlich, in den 
Erwägungen eingegangen. 
D. 
Mit Zwischenverfügung vom 10. März 2009 stellte die Instruktionsrichterin 
den  legalen  Aufenthalt  der  Beschwerdeführenden  während  des 
Verfahrens  fest.  Gleichzeitig  setzte  sie  ihnen  Frist  zur  Stellungnahme 
bezüglich  der  Frage,  ob  die  Beschwerde  sich  lediglich  gegen  den 
Wegweisungsvollzug  richte  oder  zudem  auch  Asyl  und 
Flüchtlingseigenschaft  beschlage. Weiter wurde  ihnen Frist  zur Leistung 
eines Kostenvorschusses angesetzt.
E. 
Am  13.  März  2009  ging  der  Kostenvorschuss  fristgerecht  beim 
Bundesverwaltungsgericht  ein.  Die  Frist  zur  Stellungnahme  liessen  die 
Beschwerdeführenden unbenutzt verstreichen. 
Das Bundesverwaltungsgericht zieht in Erwägung:
1. 
1.1. Gemäss Art. 31 des Verwaltungsgerichtsgesetzes vom 17. Juni 2005 
(VGG, SR 173.32) beurteilt das Bundesverwaltungsgericht Beschwerden 
gegen Verfügungen nach Art. 5 des Bundesgesetzes vom 20. Dezember 
1968  über  das  Verwaltungsverfahren  (VwVG,  SR 172.021).  Das  BFM 
gehört zu den Behörden nach Art. 33 VGG und ist daher eine Vorinstanz 
des  Bundesverwaltungsgerichts.  Eine  das  Sachgebiet  betreffende 
Ausnahme  im  Sinne  von  Art. 32  VGG  liegt  nicht  vor.  Das 
Bundesverwaltungsgericht  ist  daher  zuständig  für  die  Beurteilung  der 
vorliegenden  Beschwerde  und  entscheidet  auf  dem  Gebiet  des  Asyls 
endgültig,  ausser  bei  Vorliegen  eines  Auslieferungsersuchens  des 
Staates,  vor  welchem  die  beschwerdeführende  Person  Schutz  sucht 
(Art. 105  AsylG,  Art. 83  Bst. d  Ziff. 1  des  Bundesgerichtsgesetzes  vom 
17. Juni 2005 [BGG, SR 173.110]).
1.2. Das  Verfahren  richtet  sich  nach  dem  VwVG,  dem  VGG  und  dem 
BGG, soweit das AsylG nichts anderes bestimmt (Art. 37 VGG und Art. 6 
AsylG).
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1.3.  Die  Beschwerde  ist  frist­  und  formgerecht  eingereicht.  Die 
Beschwerdeführenden  haben  am  Verfahren  vor  der  Vorinstanz 
teilgenommen, sind durch die angefochtene Verfügung besonders berührt 
und  haben  ein  schutzwürdiges  Interesse  an  deren  Aufhebung 
beziehungsweise  Änderung;  sie  sind  daher  zur  Einreichung  der 
Beschwerde legitimiert (Art. 105 und Art. 108 Abs. 1 AsylG, Art. 48 Abs. 1 
sowie Art. 52 VwVG). Auf die Beschwerde ist einzutreten.
2. 
Mit  Beschwerde  kann  die  Verletzung  von  Bundesrecht,  die  unrichtige 
oder unvollständige Feststellung des rechtserheblichen Sachverhalts und 
die Unangemessenheit gerügt werden (Art. 106 Abs. 1 AsylG).
3.  
Gestützt  auf  Art.  111a  Abs.  1  AsylG  wurde  vorliegend  auf  die 
Durchführung eines Schriftenwechsels verzichtet.
4. 
Das  BFM  hat  die  Flüchtlingseigenschaft  der  Beschwerdeführenden 
verneint,  ihr  Asylgesuch  abgelehnt  und  sie  aus  der  Schweiz 
weggewiesen.  In  ihrer  Beschwerde  beantragen  die 
Beschwerdeführenden  "die  Abweisung  der  Verfügung  des BFM  in  allen 
fünf  Punkten  und  vorläufige  Aufnahme  in  der  Schweiz,  bis  sich  die 
Situation für die Serben in unserem Dorf Partes (Bezirk Gnijlane) wieder 
normalisiert".  In  der  Zwischenverfügung  vom 10. März  2009 wurden  sie 
auf die Unklarheit dieses Wortlauts hingewiesen und zur Stellungnahme 
aufgefordert,  jedoch  machten  sie  von  dieser  Möglichkeit  keinen 
Gebrauch.  Da  der  Antrag  klar  auf  eine  vorläufige  Aufnahme  bis  zur 
Verbesserung  der  Situation  in  der  Heimat  lautet,  und  sich  auch  in  der 
Beschwerdebegründung  keine  Anhaltspunkte  dafür  finden,  dass  die 
Anerkennung  der  Flüchtlingseigenschaft  und  die  Erteilung  von  Asyl 
beantragt  ebenfalls  werden,  wird  trotz  des  Wortlauts  "in  allen  fünf 
Punkten"  im  Folgenden  von  einer  Vollzugsbeschwerde  ausgegangen 
(Antrag auf Aufhebung der Ziffern 4 und 5 des Dispositivs der Verfügung 
der Vorinstanz).
Die  Verneinung  der  Flüchtlingseigenschaft,  die  Ablehnung  des 
Asylgesuchs und die Wegweisung an sich blieben somit unangefochten 
und  sind  mit  Ablauf  der  Beschwerdefrist  in  Rechtskraft  erwachsen 
(Dispositivziffern 1­3). Es  ist  deshalb einzig die Frage zu prüfen, ob die 
Wegweisung zu vollziehen oder ob anstelle des Vollzugs eine vorläufige 
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Aufnahme  anzuordnen  ist  (Art. 44  AsylG  i.V.m.  Art.  83  des 
Bundesgesetzes  vom 16. Dezember  2005  über  die Ausländerinnen  und 
Ausländer [AuG, SR 142.20]).
5. 
5.1.  Ist der Vollzug der Wegweisung nicht zulässig, nicht zumutbar oder 
nicht möglich, so regelt das Bundesamt das Anwesenheitsverhältnis nach 
den  gesetzlichen  Bestimmungen  über  die  vorläufige  Aufnahme  von 
Ausländerinnen und Ausländern (Art. 44 Abs. 2 AsylG; Art. 83 Abs. 1 des 
Bundesgesetzes  vom 16. Dezember  2005  über  die Ausländerinnen  und 
Ausländer [AuG, SR 142.20]).
5.2. Gemäss  Rechtsprechung  sind  die  Bedingungen  für  einen  Verzicht 
auf  den  Vollzug  der  Wegweisung  (Unzulässigkeit,  Unzumutbarkeit, 
Unmöglichkeit; vgl. Art. 83 Abs. 2­4 AuG) alternativer Natur. Sobald eine 
der  Voraussetzungen  erfüllt  ist,  ist  der  Vollzug  der  Wegweisung  als 
undurchführbar  zu  betrachten  und  die  weitere  Anwesenheit  in  der 
Schweiz  gemäss  den  Bestimmungen  über  die  vorläufige  Aufnahme  zu 
regeln (vgl. BVGE 2009/51 E. 5.4 S. 748, EMARK 2006 Nr. 6 E. 4.2 S. 54 
f.).
6. 
6.1. Gemäss Art. 83 Abs. 4 AuG kann der Vollzug für Ausländerinnen und 
Ausländer unzumutbar sein, wenn sie im Heimat­ oder Herkunftsstaat auf 
Grund  von  Situationen  wie  Krieg,  Bürgerkrieg,  allgemeiner  Gewalt  und 
medizinischer Notlage konkret gefährdet sind. Sind von einem allfälligen 
Wegweisungsvollzug  Kinder  betroffen,  so  bildet  im  Rahmen  der 
Zumutbarkeitsprüfung  ausserdem  das  Kindeswohl  einen  Gesichtspunkt 
von vorrangiger Bedeutung (BVGE 2009/51 E. 5.6 S. 749, BVGE 2009/28 
E. 9.3.2 S. 367 f.). Wird eine konkrete Gefährdung festgestellt, ist – unter 
Vorbehalt von Art. 83 Abs. 7 AuG – die vorläufige Aufnahme zu gewähren 
(vgl.  Botschaft  zum  Bundesgesetz  über  die  Ausländerinnen  und 
Ausländer vom 8. März 2002, BBl 2002 3818).
6.2. Das BFM erachtete in der angefochtenen Verfügung den Vollzug der 
Wegweisung der Beschwerdeführenden nach Kosovo als nicht zumutbar. 
Die Vorinstanz ging jedoch davon aus, die Beschwerdeführenden, welche 
neben  der  kosovarischen  auch  die  serbische  Staatsbürgerschaft 
besitzen, würden aufgrund ihres verwandtschaftlichen Beziehungsnetzes 
in Serbien Aussicht auf eine existenzsichernde Lebensgrundlage haben. 
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Namentlich wohne eine Tante des Beschwerdeführers väterlicherseits  in 
G._______  und  sein  Grossvater  in  H._______,  die  Beschwerdeführerin 
habe  einen  Onkel  mütterlicherseits  in  Belgrad.  Zudem  habe  der 
Beschwerdeführer  Verwandte  in  der  Schweiz  und  in  Schweden;  diese 
könnten  allenfalls  finanzielle  Unterstützung  leisten.  Weiter  habe  der 
Beschwerdeführer  nach  acht  Jahren  Grundschul­  und  einem  Jahr 
Mittelschulausbildung  eine  Berufslehre  als  (...)  absolviert  und  verfüge 
über  mehrjährige  Berufserfahrung  in  diesem  Bereich.  Unter 
Berücksichtigung  all  dieser  Umstände  sei  davon  auszugehen,  dass  in 
Serbien  die  Aussicht  auf  eine  existenzsichernde  Lebensgrundlage 
bestehe. 
6.3. Nach Prüfung der Akten kommt das Bundesverwaltungsgericht zum 
Schluss,  dass  dieser  Einschätzung  nicht  gefolgt  werden  kann.  Im 
Allgemeinen  ist  zwar  davon  auszugehen,  dass  der  Vollzug  der 
Wegweisung  nach  Serbien  für  Angehörige  der  serbischen  Volksgruppe 
aus  Kosovo  zumutbar  ist.  Indessen  kann  sich  der Wegweisungsvollzug 
im  konkreten  Einzelfall  aufgrund  einer  Abwägung  der  massgeblichen 
Kriterien als unzumutbar erweisen (vgl. BVGE 2010/41 E. 8.3.3.6 S. 588 
f.).  Zu  berücksichtigen  sind  dabei  insbesondere  die  Möglichkeit  der 
wirtschaftlichen  Existenzsicherung,  der  persönliche  Bezug  zum 
Zufluchtsort,  wie  ein  früherer  Aufenthalt  oder  eine  Arbeitsstelle,  ein 
tragfähiges  familiäres oder sonstiges soziales Beziehungsnetz sowie die 
Möglichkeit der gesellschaftlichen Integration. Im Rahmen dieser Kriterien 
sind  ferner  weitere  Faktoren  in  die  Erwägungen  einzubeziehen,  wie 
insbesondere  das Alter,  der Gesundheitszustand,  die Frage,  ob es  sich 
um eine Einzelperson oder um eine Familie handelt, sowie die berufliche 
Ausbildung  der  betroffenen  Personen.  Ausserdem  ist,  wie  bereits 
erwähnt, dem Kindeswohl Rechnung zu tragen. Sind von einem allfälligen 
Wegweisungsvollzug  Kinder  betroffen,  so  bildet  bei  der 
Zumutbarkeitsprüfung  das  Kindeswohl  einen  Gesichtspunkt  von 
gewichtiger  Bedeutung.  Dies  ergibt  sich  nicht  zuletzt  aus  einer 
völkerrechtskonformen Auslegung von Art. 83 Abs. 4 AuG im Lichte von 
Art.  3  Abs.  1  des  Übereinkommens  vom  20. November  1989  über  die 
Rechte des Kindes (KRK, SR 0.107) (vgl. dazu EMARK 2005 Nr. 6 E. 6. 
S.  57  f.).  In  diesem  Zusammenhang  ist  festzuhalten,  dass  unter  dem 
Aspekt des Kindeswohls sämtliche Umstände einzubeziehen sind, die im 
Hinblick  auf  einen  Wegweisungsvollzug  wesentlich  erscheinen  (vgl. 
EMARK 1998 Nr. 13 E. 5e/aa). Der Persönlichkeit des Kindes und seinen 
Lebensumständen ist umfassend Rechnung zu tragen.
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Im Hinblick auf die Frage, ob die Beschwerdeführenden für sich und ihre 
drei minderjährigen Kinder im Falle eines Vollzugs der Wegweisung nach 
Serbien  das  wirtschaftliche  Existenzminimum  sicherstellen  könnten,  ist 
zunächst generell  auf die Lebensbedingungen von Binnenflüchtlingen  in 
diesem  Land  hinzuweisen.  Nachdem  in  einer  ersten  Phase  noch  eine 
gewisse  Unterstützung  durch  internationale  Organisationen  und  private 
Hilfswerke geflossen war, wurde die weitere Betreuung von aus Kosovo 
vertriebenen  Angehörigen  der  serbischen  Volksgruppe  bald  den 
staatlichen  Behörden  übertragen.  Diese  lassen  jedoch  ein  konkretes 
Interesse an der Erleichterung der Integration der kosovarischen Serben 
weitgehend  vermissen,  da  sie grundsätzlich nach wie  vor  (aufgrund der 
Auffassung, Kosovo bilde einen territorialen Bestandteil Serbiens) davon 
ausgehen,  dass  diese  Personen  längerfristig  wieder  in  ihre 
ursprünglichen  Herkunftsorte  in  Kosovo  zurückkehren  werden.  Insofern 
sind  die  Möglichkeiten  für  Binnenflüchtlinge  zum  Aufbau  einer  neuen 
wirtschaftlichen Existenz relativ ungünstig.
6.4.  Die  Beschwerdeführenden  haben  nach  Kenntnis  des 
Bundesverwaltungsgerichts  nie  in  Serbien  gelebt  oder  gearbeitet.  Aus 
den Akten  geht weiter  hervor,  dass  der Beschwerdeführer,  nachdem er 
die Mittelschule nach einem Jahr abbrach, eine zweijährige Lehre als (...) 
in einer Garage machte und danach privat bei einem  (...) arbeitete  (vgl. 
vorinstanzliche  Akten  A18  F66 ff.).  In  der  Schweiz  konnte  er  als  (...) 
ebenfalls  Arbeitserfahrung  sammeln.  Auch  wenn  der  Beschwerdeführer 
grundsätzlich  über  eine  Ausbildung  verfügt  und  mehrere  Jahre 
Berufserfahrung  vorzuweisen  hat,  dürfte  es  ihm  angesichts  der  für 
Binnenflüchtlinge  in  Serbien  ungünstigen  Wirtschaftslage  unter 
Umständen  nicht  gelingen,  eine  Anstellung  zu  finden,  die  es  ihm 
ermöglichen  würde,  für  seine  fünfköpfige  Familie  zu  sorgen.  Die 
Beschwerdeführerin  schloss  die  Grundschule  ab;  die  Mittelschule 
beendete  sie  nach  einem  Jahr  zufolge  Heirat.  Sie  war  nie  erwerbstätig 
(vgl.  A17  F50  ff.).  Da  die  Beschwerdeführerin  somit  über  keinerlei 
Ausbildung  oder  Berufserfahrung  verfügt  wird  es  für  sie  kaum  möglich 
sein,  eine  Anstellung  zu  finden.  Aufgrund  der  Angaben  der 
Beschwerdeführenden  ist  zu  schliessen,  dass  sie  zwar  in  Serbien  über 
ein  gewisses  verwandtschaftliches  Beziehungsnetz  verfügen;  allerdings 
kann  aufgrund  der  aktenkundigen  Lebensumstände  der  in  G._______ 
lebenden  Tante  und  des  in  H._______  wohnhaften  Grossvaters  des 
Beschwerdeführers  sowie  des  in  Belgrad  lebenden  Onkels  der 
Beschwerdeführerin nicht davon ausgegangen werden, dass diese in der 
Lage  wären,  eine  fünfköpfige  Familie  bei  sich  aufzunehmen  und/oder 
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diese finanziell zu unterstützen. So gab der Beschwerdeführer anlässlich 
der Anhörung zu den Asylgründen zu Protokoll, er könne nicht zu seiner 
Tante in Serbien, da in ihrem Haus neben ihr und ihrem Mann noch zwei 
Brüder mit ihren Familien lebten. Sie hätten ein schweres Leben. Auch in 
Belgrad oder anderen Orten in Serbien gäbe es niemanden, der ihn (den 
Beschwerdeführer) aufnehmen wolle. Die Verwandten, die nach Belgrad 
gezogen seien, lebten dort unter erschreckenden Bedingungen (vgl. A18 
F42  f.).  Es  kann  mithin  nicht  angenommen  werden,  dass  die 
Beschwerdeführenden  in  Serbien  über  ein  wirklich  tragfähiges 
verwandtschaftliches  Beziehungsnetz  verfügen.  Angesichts  der 
Ungewissheit  der  wirtschaftlichen  Existenz  muss  überdies  mit  einem 
Risiko gerechnet werden, dass  im Falle eines Vollzugs der Wegweisung 
nach Serbien auch das Kindeswohl der drei 11 bis bald 8­jährigen Kinder, 
welche  sich  seit  dreieinhalb  Jahren  in  der  Schweiz  befinden  und  hier 
eingeschult  worden  sind,  tangiert  werden  könnte.  Im  Ergebnis  besteht 
somit  für  die  Beschwerdeführenden  keine  zumutbare 
Aufenthaltsalternative in Serbien.
6.5. Zusammenfassend ergibt  sich, dass sich bei Berücksichtigung aller 
wesentlichen  Umstände  und  insbesondere  auch  im  Lichte  der 
Kinderrechtskonvention  der  Vollzug  der  Wegweisung  der 
Beschwerdeführenden  im  vorliegenden  Einzelfall  als  unzumutbar  im 
Sinne  von  Art. 83  Abs. 4  AuG  erweist.  Nachdem  sich  aus  den  Akten 
keine Hinweise auf das Vorliegen von Ausschlussgründen  im Sinne von 
Art. 83 Abs. 7 AuG ergeben, sind die Voraussetzungen für die Anordnung 
der vorläufigen Aufnahme erfüllt.
7. 
Die Beschwerde ist nach dem Gesagten gutzuheissen. Die Ziffern 4 und 
5  des  Dispositivs  der  angefochtenen  Verfügung  des  BFM  vom 
22. Juni 2009  sind  aufzuheben  und  die  Vorinstanz  ist  anzuweisen,  die 
Beschwerdeführenden in der Schweiz vorläufig aufzunehmen. 
8. 
Bei diesem Ausgang des Verfahrens sind keine Kosten zu erheben (Art. 
63 Abs. 1 VwVG). Der von den Beschwerdeführenden am 13. März 2009 
geleistete  Kostenvorschuss  in  der  Höhe  von  Fr.  600.­  ist  ihnen  vom 
Gericht zurückzuerstatten.
9. 
Auf die Zusprechung einer Parteientschädigung  ist zu verzichten, zumal 
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nicht  davon  auszugehen  ist,  dass  den  nicht  vertretenen 
Beschwerdeführenden  aus  der  Einreichung  der  Beschwerde 
verhältnismässig hohe Kosten erwachsen sind (Art. 64 Abs. 1 VwVG). 
 (Dispositiv nächste Seite)
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Demnach erkennt das Bundesverwaltungsgericht:
1. 
Die Beschwerde wird gutgeheissen.
2. 
Die  Ziffern  4  und  5  des  Dispositivs  der  angefochtenen  Verfügung  vom 
4. Februar  2009  werden  aufgehoben.  Das  BFM  wird  angewiesen,  die 
Beschwerdeführenden in der Schweiz vorläufig aufzunehmen.
3. 
Es  werden  keine  Verfahrenskosten  erhoben.  Der  am  13.  März  2009 
geleistete Kostenvorschuss wird den Beschwerdeführenden vom Gericht 
zurückerstattet.
4. 
Dieses  Urteil  geht  an  die  Beschwerdeführenden,  das  BFM  und  die 
zuständige kantonale Behörde.
Die vorsitzende Richterin: Die Gerichtsschreiberin:
Regula Schenker Senn Aglaja Schinzel
Versand: