C-90/2013 - Abteilung III - Medizin und Menschenwürde
Karar Dilini Çevir:
C-90/2013 - Abteilung III - Medizin und Menschenwürde
B u n d e s v e rw a l t u ng s g e r i ch t
T r i b u n a l ad m i n i s t r a t i f f éd é r a l
T r i b u n a l e am m in i s t r a t i vo f e d e r a l e
T r i b u n a l ad m i n i s t r a t i v fe d e r a l








Abteilung III
C-90/2013


U r t e i l v o m 1 8 . J a n u a r 2 0 1 3
Besetzung

Francesco Parrino, Einzelrichter
Yannick Antoniazza, Gerichtsschreiber



Parteien

A._______,
Beschwerdeführer,



gegen


Bundesamt für Gesundheit BAG, Schwarzenburgstras-
se 165, 3003 Bern,
Vorinstanz

Gegenstand

Rechtsverweigerungsbeschwerde.


C-90/2013
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Sachverhalt:
A.
B._______, geboren am […] 1943, ist am […] Mai 2008 im Universitäts-
spital C._______ gestorben. In einem vom Universitätsspital C._______
verfassten und als "Todesfall-Feststellung" betitelten Dokument wurde
festhalten, dass eine Organspende wegen des Tumorleidens nicht in Fra-
ge kommt (pce TAF 1 p. 4).
Mit Schreiben vom 18. Oktober und 26. November 2012 verlangte der
Ehemann der Verstorbenen, A._______, beim Bundesamt für Gesundheit
(BAG), dass die Konformität des Dokuments "Todesfall-Feststellung" mit
den Anforderungen des Bundesgesetzes vom 8. Oktober 2004 über die
Transplantation von Organen, Geweben und Zellen (Transplantationsge-
setz, RS 810.21) überprüft werde (pce TAF p. 1). Das BAG antwortete,
dass es über keine Kompetenz zur Überprüfung von Diagnosen und To-
desfeststellung durch Ärztinnen und Ärzte verfüge und leider nicht weiter-
helfen könne (Schreiben vom 21. Dezember 2012).
B.
Gegen dieses Schreiben reichte A._______ eine Rechtsverweigerungs-
beschwerde beim Bundesverwaltungsgericht ein (Beschwerde vom 7 Ja-
nuar 2013). Laut seinen Anträgen sei durch das Gericht das BAG anzu-
weisen, das als "Todesfall-Feststellung" betitelte Dokument "auf dessen
gesetzliche Relevanz, v.a. hinsichtlich - Datum/Unterschrift, - Name und
Qualifikation der für den Ausschluss verantwortlichen Person, - Nachweis
des gem[äss] TPG erforderlichen, bösartigen Tumors, - Befragung der …
[Verstorbenen] als Erstentscheidenden zu prüfen und einen Befund ab-
zugeben."
Das Bundesverwaltungsgericht zieht in Erwägung:
1.
Gemäss Art. 31, 32 und 33 Bst. d des Verwaltungsgerichtsgesetzes vom
17. Juni 2005 (VGG, SR 173.32) i.V.m. Art. 46a des Bundesgesetzes vom
20. Dezember 1968 über das Verwaltungsverfahren (VwVG, SR 172.021)
ist das Bundesverwaltungsgericht zur Beurteilung von Beschwerden ge-
gen Verfügungen oder Rechtsverweigerungen des BAG zuständig.
2.
Anfechtungsobjekt einer Rechtsverzögerungsbeschwerde gemäss
Art. 46a VwVG ist nicht eine Verfügung im Sinne von Art. 5 VwVG, son-
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dern das unrechtmässige Verweigern oder Verzögern einer Verfügung,
was dem Erlass einer anfechtbaren Verfügung gleichzusetzen ist (vgl.
MARKUS MÜLLER, IN: AUER/MÜLLER/SCHINDLER [Hrsg.], Kommentar zum
Bundesgesetz über das Verwaltungsverfahren [VwVG], Zürich 2008,
Rz. 7 zu Art. 46a). Zuständig zur Beurteilung einer derartigen Beschwer-
de ist jene Behörde, die auch zur Beurteilung der unterbliebenen Verfü-
gung zuständig wäre.
Vorliegend beanstandet der Beschwerdeführer die Rechtsmässigkeit ei-
nes Realaktes des Universitätsspitals C._______, indem er geltend
macht, das als "Todesfall-Feststellung" betitelte Dokument würde unge-
nügende bzw. falsche Angaben enthalten. Er richtet allerdings seine Be-
schwerde nicht gegen das Spital, welches das Dokument verfasst hat,
sondern gegen das BAG, die Aufsichtsbehörde über den Vollzug des
Transplantationsgesetzes durch die Kantone (vgl. Art. 51 al. 1 Transplan-
tationsgesetz). Seine Angabe ist demnach als Aufsichtsbeschwerde zu
qualifizieren. Es handelt sich um einen formlosen Rechtsbehelf (auch An-
zeige genannt), durch den eine Verfügung oder eine andere Handlung ei-
ner Verwaltungsbehörde bei deren Aufsichtsbehörde beanstandet und
darum ersucht wird, die Verfügung abzuändern oder aufzuheben oder ei-
ne andere Massnahme zu treffen. Als bloss formloser Rechtsbehelf ver-
mittelt die Aufsichtsbeschwerde keinen Erledigungsanspruch (ULRICH HÄ-
FELIN/GEORG MÜLLER/FELIX UHLMANN, Allgemeines Verwaltungsrecht, 6.
Aufl., Zürich/ St. Gallen 2010, S. 422 ff). Entgegen den Behauptungen
des Beschwerdeführers folgt daraus, dass die Vorinstanz keinesfalls ver-
pflichtet war, seine Anzeige materiell zu behandeln. Da der Entscheid der
Aufsichtsbehörde, keine verbindlichen Anordnungen zu treffen, nicht Ver-
fügungscharakter hat, kann insofern auch nicht wegen Rechtsverweige-
rung oder Rechtsverzögerung Beschwerde geführt werden (Urteil des
Bundesgerichts 1B_207/2007 vom 16. November 2007, Erw. 1.1). Auf die
Beschwerde ist somit im einzelrichterlichen Verfahren nicht einzutreten
(Art. 23 Abs. 1 Bst. b VGG).
3.
Bei diesem Verfahrensausgang werden keine Verfahrenskosten erhoben
(Art. 6 Bst. a des Reglements vom 21. Februar 2008 über die Kosten und
Entschädigungen vor dem Bundesverwaltungsgericht [VGKE, SR
173.320.2]) und keine Parteientschädigung zugesprochen (Art. 7 Abs. 3
VGKE).
Demnach erkennt das Bundesverwaltungsgericht:
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1.
Auf die Beschwerde wird nicht eingetreten.
2.
Es werden keine Kosten erhoben und keine Parteientschädigung zuge-
sprochen.
3.
Dieses Urteil geht an:
– den Beschwerdeführer
– die Vorinstanz (Ref-Nr.).


Der Einzelrichter: Der Gerichtsschreiber:

Francesco Parrino Yannick Antoniazza-Hafner


Rechtsmittelbelehrung:
Gegen diesen Entscheid kann innert 30 Tagen nach Eröffnung beim Bun-
desgericht, 1000 Lausanne 14, Beschwerde in öffentlich-rechtlichen An-
gelegenheiten geführt werden (Art. 82 ff., 90 ff. und 100 des Bundesge-
richtsgesetzes vom 17. Juni 2005 [BGG, SR 173.110]). Die Rechtsschrift
hat die Begehren, deren Begründung mit Angabe der Beweismittel und
die Unterschrift zu enthalten. Der angefochtene Entscheid und die Be-
weismittel sind, soweit sie der Beschwerdeführer in Händen hat, beizule-
gen (Art. 42 BGG).

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