C-3321/2009 - Abteilung III - Schengen-Visum - Visum zu Besuchszwecken
Karar Dilini Çevir:
C-3321/2009 - Abteilung III - Schengen-Visum - Visum zu Besuchszwecken
Bundesve rwa l t ungsge r i ch t
T r i buna l   adm in i s t r a t i f   f édé ra l
T r i buna l e   ammin i s t r a t i vo   f ede ra l e
T r i buna l   adm in i s t r a t i v   f ede ra l
Abteilung III
C­3321/2009
U r t e i l   v om   2 7 .   J u l i   2 0 1 1
Besetzung Richter Andreas Trommer (Vorsitz),
Richter Antonio Imoberdorf, Richter Jean­Daniel Dubey,
Gerichtsschreiber Lorenz Noli.
Parteien X._______,
Beschwerdeführer, 
gegen
Bundesamt für Migration (BFM), 
Quellenweg 6, 3003 Bern,  
Vorinstanz. 
Gegenstand Visum zu Besuchszwecken.
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Sachverhalt:
A. 
Die  1950  geborene,  sri  lankische  Staatsangehörige  Y._______ 
(nachfolgend:  Gesuchstellerin)  beantragte  am  18.  März  2009  bei  der 
schweizerischen  Botschaft  in  Colombo  ein  Schengen­Visum  für  einen 
Besuchsaufenthalt  von  drei  Monaten  bei  ihrem  Ehemann  X._______ 
(nachfolgend:  Gastgeber  bzw.  Beschwerdeführer),  welcher  mit  einer 
Jahresaufenthaltsbewilligung im Kanton Graubünden lebt. Nach formloser 
Verweigerung  des  Visums  übermittelte  die  Auslandvertretung  das 
Gesuch zur Prüfung und zum Entscheid an die Vorinstanz.
B. 
Im  April  2009  richtete  die  Migrationsbehörde  des  Kantons  Graubünden 
einen Fragekatalog  an  den Gastgeber  und  leitete  dessen Antworten  an 
die  Vorinstanz  weiter.  Letztere  lehnte  den  Visumantrag  in  einer 
Verfügung  vom  6. Mai 2009  ab.  Zur  Begründung  wies  sie  einleitend 
darauf  hin,  dass  die  schweizerische  Auslandvertretung  eine 
Visumerteilung  in  eigener  Kompetenz  abgelehnt  habe,  weil  der  Zweck 
und die Umstände des beabsichtigten Aufenthalts nicht genügend belegt 
worden  seien.  In  der  Folge  sei  vom  Gastgeber  eine 
Verpflichtungserklärung  verlangt  worden.  Der  Gastgeber  habe  eine 
solche  zwar  abgegeben,  doch  sei  er  nach  Einschätzung  der  dafür 
zuständigen  kommunalen  Amtsstelle  als  Garant  nicht  in  der  Lage, 
finanziellen Verpflichtungen nachzukommen, wie sie  im Zusammenhang 
mit  dem  Besuchsaufenthalt  entstehen  könnten.  Der  fehlende  Nachweis 
genügender  finanzieller  Mittel  für  die  Bestreitung  der 
Lebenshaltungskosten  während  des  Aufenthalts  schaffe  einen 
Verweigerungsgrund.  Besondere  Gründe  humanitärer  oder  anderer  Art, 
welche  die  Einreise  in  die  Schweiz  trotzdem  als  zwingend  notwendig 
erscheinen liessen, lägen nicht vor. Dem Gastgeber bleibe unbenommen, 
seinen Gast im Ausland zu treffen.
C. 
Der  Gastgeber  gelangte  dagegen  mit  einer  Rechtsmitteleingabe  vom 
18. Mai  2009  an  das  Bundesverwaltungsgericht.  Er  beantragt 
sinngemäss  die  Aufhebung  der  verweigernden  Verfügung  und  die 
Erteilung des ersuchten Visums. Sein Begehren begründet er damit, dass 
er entgegen der Einschätzung der Vorinstanz sehr wohl  in der Lage sei, 
finanziell  in  ausreichendem Mass  für  allfällige,  während  der  Dauer  des 
Aufenthalts seiner Ehefrau anfallende Kosten zu bürgen. Zusammen mit 
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seiner Rechtsmitteleingabe legte er Auszüge aus zwei auf seinen Namen 
lautenden  Bankkonten  ins  Recht,  welche  per  15. Mai 2009  einen  Saldo 
von insgesamt rund 55'000 Franken ausweisen. Zusätzlich reichte er eine 
Bestätigung der sozialen Dienste der Stadt Z._______ vom 19. Mai 2009 
ein,  wonach  er  bis  dato  keine wirtschaftliche  Sozialhilfe  bezogen  habe, 
und einen Betreibungsregisterausweis  vom 19. Mai 2009,  in  dem weder 
Betreibungen  noch  Verlustscheine  aufgeführt  werden.  Der 
Beschwerdeführer  legte überdies ein ärztliches Attest  ins Recht, wonach 
er im Jahr 2007 einen Herzinfarkt erlitten habe und die Möglichkeit eines 
Besuchs seitens seiner Ehefrau aus medizinischer Sicht begrüsst würde.
D. 
In  einer  Vernehmlassung  vom  2. Juli 2009  hält  die  Vorinstanz  an  der 
angefochtenen  Verfügung  fest  und  schliesst  auf  Abweisung  der 
Beschwerde.  Dabei  wiederholte  sie,  dass  der  Beschwerdeführer  als 
Garant nach Einschätzung der zuständigen kommunalen Behörde nicht in 
der  Lage  sei,  bis  zu  einem  Betrag  von  30'000  Franken  für  sämtliche 
Kosten,  welche  der  öffentlichen  Hand  im  Zusammenhang  mit  dem 
beabsichtigten  Besuchsaufenthalt  entstehen  könnten,  aufzukommen. 
Diese Einschätzung der kommunalen Behörde sei für sie (die Vorinstanz) 
"in  dem  Sinne  verbindlich,  als  dass  sie  nicht  durch  vom 
Beschwerdeführer selbst getätigte Angaben geändert werden könnte".
E. 
Der Beschwerdeführer verzichtete auf die Einreichung einer Replik.
F. 
Auf  den  weiteren  Akteninhalt  wird,  soweit  entscheidrelevant,  in  den 
Erwägungen eingegangen.
Das Bundesverwaltungsgericht zieht in Erwägung:
1. 
1.1. Gemäss  Art.  31  des  Verwaltungsgerichtsgesetzes  vom  17.  Juni 
2005 (VGG, SR 173.32) beurteilt das Bundesverwaltungsgericht unter 
Vorbehalt  der  in  Art.  32  VGG  genannten  Ausnahmen  Beschwerden 
gegen  Verfügungen  nach  Art.  5  des  Verwaltungsverfahrensgesetzes 
vom 20. Dezember 1968 (VwVG, SR 172.021), welche von einer in Art. 
33  VGG  aufgeführten  Behörde  erlassen  wurden.  Darunter  fallen  u.a. 
Verfügungen  des  BFM,  mit  denen  die  Erteilung  eines  Schengen­
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Visums  zu  Besuchszwecken  verweigert  wird.  In  dieser Materie  urteilt 
das  Bundesverwaltungsgericht  endgültig  (Art.  83  Bst.  c  Ziff.  1  des 
Bundesgerichtsgesetzes vom 17. Juni 2005 [BGG, SR 173.110]).
1.2.  Sofern  das  Verwaltungsgerichtsgesetz  nichts  anderes  bestimmt, 
richtet  sich  das  Verfahren  vor  dem  Bundesverwaltungsgericht  nach 
dem VwVG (Art. 37 VGG).
1.3.  Der  Beschwerdeführer  ist  gemäss  Art.  48  Abs.  1  VwVG  zur 
Beschwerde  berechtigt.  Auf  die  im  übrigen  frist­  und  formgerecht 
eingereichte Beschwerde ist einzutreten (Art. 50 und 52 VwVG).
2. 
Mit  Beschwerde  an  das  Bundesverwaltungsgericht  kann  die  Verletzung 
von  Bundesrecht  einschliesslich  Überschreitung  oder  Missbrauch  des 
Ermessens,  die  unrichtige  oder  unvollständige  Feststellung  des 
rechtserheblichen  Sachverhaltes  und  –  sofern  nicht  eine  kantonale 
Behörde  als  Beschwerdeinstanz  verfügt  hat  –  die  Unangemessenheit 
gerügt werden (Art. 49 VwVG). Das Bundesverwaltungsgericht wendet im 
Beschwerdeverfahren  das  Bundesrecht  von  Amtes  wegen  an.  Es  ist 
gemäss  Art.  62  Abs.  4  VwVG  an  die  Begründung  der  Begehren  nicht 
gebunden und kann die Beschwerde auch aus anderen als den geltend 
gemachten  Gründen  gutheissen  oder  abweisen.  Massgebend  ist 
grundsätzlich  die  Rechts­  und  Sachlage  zum  Zeitpunkt  seines 
Entscheides  (vgl. Urteil  des Bundesgerichts  2A.451/2002  vom 28. März 
2003 E. 1.2, nicht publiziert in BGE 129 II 215).
3. 
Der  angefochtenen  Verfügung  liegt  ein  Antrag  der  Gesuchstellerin  auf 
Erteilung eines Visums für einen dreimonatigen Aufenthalt in der Schweiz 
zu Grunde. Da die Gesuchstellerin nicht zu den Personen gehört, denen 
das  Abkommen  vom  21. Juni  1999  zwischen  der  Schweizerischen 
Eidgenossenschaft  einerseits  und  der  Europäischen  Gemeinschaft  und 
ihren  Mitgliedstaaten  andererseits  über  die  Freizügigkeit  (FZA,  SR 
0.142.112.681) oder das Abkommen zur Änderung des Übereinkommens 
zur  Errichtung  der  Europäischen  Freihandelsassoziation  vom  21.  Juni 
2001  (SR  0.632.31)  ein  Recht  auf  Personenfreizügigkeit  vermittelt  und 
der  beantragte  Aufenthalt  drei  Monate  nicht  übersteigt,  fällt  die 
vorliegende  Streitsache  in  den  Anwendungsbereich  der  Schengen­
Assoziierungsabkommen.  Mit  diesen  Abkommen  hat  die  Schweiz  den 
Schengen­Besitzstand  und  die  dazugehörenden 
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gemeinschaftsrechtlichen  Rechtsakte  (Schengen­Recht)  übernommen. 
Das Schengen­Recht  geht  dem Bundesgesetz  vom 16. Dezember 2005 
über  die  Ausländerinnen  und  Ausländer  (AuG,  SR  142.20)  und  seinen 
Ausführungsverordnungen vor (Art. 2 Abs. 2 bis 5 AuG).
4. 
Die Voraussetzungen für die Erteilung eines Visums präsentieren sich im 
Anwendungsbereich der genannten Rechtsgrundlagen wie folgt: 
4.1.  Das  schweizerische  Ausländerrecht  kennt  weder  ein  allgemeines 
Recht  auf  Einreise  noch  gewährt  es  einen  besonderen  Anspruch  auf 
Erteilung eines Visums. Die Schweiz ist daher – wie andere Staaten auch 
– grundsätzlich  nicht  gehalten,  Ausländerinnen  und  Ausländern  die 
Einreise  zu  gestatten.  Vorbehältlich  völkerrechtlicher  Verpflichtungen 
handelt es sich dabei um einen autonomen Entscheid (vgl. Botschaft zum 
Bundesgesetz  über  Ausländerinnen  und  Ausländer  vom  8. März  2002, 
BBl 2002 3774; BGE 135 II 1 E. 1.1 mit Hinweisen). Das Schengen­Recht 
schränkt  die  nationalstaatlichen  Befugnisse  insoweit  ein,  als  es 
einheitliche  Voraussetzungen  für  Einreise  und  Visum  aufstellt  und  die 
Mitgliedstaaten  verpflichtet,  die  Einreise  und  das  Visum  zu  verweigern, 
wenn die Voraussetzungen nicht erfüllt sind. Einen Anspruch auf Einreise 
und Visum vermittelt auch das Schengen­Recht nicht (a.M. PHILIPP EGLI / 
TOBIAS  D.  MEYER,  in:  Martina  Caroni  /  Thomas  Gächter  /  Daniela 
Thurnherr [Hrsg.], Stämpflis Handkommentar zum Bundesgesetz über die 
Ausländerinnen und Ausländer, Art. 5 N. 3 f.).
4.2. 
Angehörige  von  Drittstaaten  dürfen  über  die  Aussengrenzen  des 
Schengen­Raums  für  einen  Aufenthalt  von  höchstens  drei  Monaten  je 
Sechsmonatszeitraums  einreisen,  wenn  sie  im  Besitz  gültiger 
Reisedokumente  sind,  die  zum  Grenzübertritt  berechtigen.  Ferner 
benötigen  sie  ein  Visum,  falls  ein  solches  nach  Massgabe  der 
Verordnung  (EG)  Nr.  539/2001  des  Rates  vom  15.  März  2001  zur 
Aufstellung  der  Liste  der  Drittländer,  deren  Staatsangehörige  beim 
Überschreiten der Aussengrenzen  im Besitz eines Visums sein müssen, 
sowie  der  Liste  der  Drittländer,  deren  Staatsangehörige  von  dieser 
Visumpflicht  befreit  sind  (ABl.  L  81  vom  21.03.2001,  S. 1­7;  zum 
vollständigen  Quellennachweis  vgl.  Fussnote  zu  Art.  4  Abs.  1  VEV; 
nachfolgend: Verordnung (EG) Nr. 539/2001 des Rates), erforderlich  ist. 
Kein  Visum  benötigen  Drittstaatsangehörige,  die  Inhaber  eines  gültigen 
Aufenthaltstitels sind oder über ein gültiges Visum für den längerfristigen 
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Aufenthalt  verfügen  (vgl.  Art. 5  Abs. 1  Bst. a  AuG,  Art. 2  Abs. 1  der 
Verordnung  vom  22. Oktober  2008  über  die  Einreise  und  die 
Visumerteilung [VEV, SR 142.204] i.V.m. Art. 5 Abs. 1 Bst. a und b Art. 5 
Abs. 1 Bst. a und b die Verordnung [EG] Nr. 562/2006 des Europäischen 
Parlaments  und  des  Rates  vom  15.  März  2006  über  einen 
Gemeinschaftskodex für das Überschreiten der Grenzen durch Personen 
[Schengener Grenzkodex, SGK], Art. 4 VEV).
4.3.  Im  Weiteren  setzt  die  rechtmässige  Einreise  von 
Drittstaatsangehörigen  voraus,  dass  sie  den  Zweck  und  die  Umstände 
ihres  beabsichtigten Aufenthalts  belegen  und  hierfür  über  ausreichende 
finanzielle Mittel  verfügen  (Art. 5  Abs. 1  Bst. b  AuG,  Art. 5  Abs. 1  Bst. c 
und  Abs.  3  SGK,  Art.  14  Abs.  1  Bst.  a–c  der  Verordnung  (EG)  Nr. 
810/2009  des  Europäischen  Parlaments  und  des  Rates  vom  13.  Juli 
20092  über  einen  Visakodex  der  Gemeinschaft  [Visakodex,  VK]). 
Namentlich  haben  sie  in  diesem  Kontext  zu  belegen,  dass  sie  den 
Schengen­Raum  vor  Ablauf  des  bewilligungsfreien  Aufenthaltes 
verlassen,  bzw.  ausreichende  Gewähr  für  eine  fristgerechte 
Wiederausreise  zu  bieten  (Art.  14 Abs.  1 Bst.  d  und Art.  21 Abs.  1 VK 
sowie Art. 5 Abs. 2 AuG; vgl. dazu PHILIPP EGLI / TOBIAS D. MEYER, a.a.O. 
Art.  5 N. 33). Sodann dürfen Drittstaatsangehörige nicht  im Schengener 
Informationssystem (SIS) zur Einreiseverweigerung ausgeschrieben sein. 
Sie  dürfen  des  weiteren  keine  Gefahr  für  die  öffentliche  Ordnung,  die 
innere  Sicherheit,  die  öffentliche  Gesundheit  oder  die  internationalen 
Beziehungen  eines  Mitgliedstaats  darstellen.  Insbesondere  dürfen  sie 
nicht  in  den  nationalen  Datenbanken  der  Mitgliedstaaten  zur 
Einreiseverweigerung  aus  denselben  Gründen  ausgeschrieben  worden 
sein (Art. 5 Abs. 1 Bst. c AuG, Art. 5 Abs. 1 Bst. d und e SGK).
4.4.  Sind  die  vorerwähnten  allgemeinen  Voraussetzungen  für  eine 
rechtmässige Einreise – Visum ausgenommen – nicht erfüllt, darf ein für 
den  gesamten  Schengen­Raum  geltendes  "einheitliches  Visum"  (zum 
Begriff vgl. Art. 2 Ziff. 3 VK) nicht erteilt werden (Art. 12 VEV, Art. 32 VK). 
Hält es jedoch ein Mitgliedstaat aus humanitären Gründen, aus Gründen 
des  nationalen  Interesses  oder  aufgrund  internationaler  Verpflichtungen 
für  erforderlich,  so  ist  er  berechtigt,  der  drittstaatsangehörigen  Person, 
welche  die  ordentlichen  Einreisevoraussetzungen  nicht  erfüllt, 
ausnahmsweise  ein  "Visum  mit  räumlich  beschränkter  Gültigkeit"  (zum 
Begriff  vgl. Art.  2 Ziff.  4 VK)  zu erteilen. Dieses Visum  ist  grundsätzlich 
nur für das Hoheitsgebiet des ausstellenden Staates gültig (Art. 12 Abs. 1 
i.V.m. Art. 2 Abs. 4 VEV, Art. 32 Abs. 1 i.V.m. Art. 25 Abs. 1 Bst. a Ziff. i 
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und  Abs.  2  VK,  unter  denselben  Voraussetzungen  sind  die 
Mitgliedstaaten  berechtigt,  einer  drittstaatsangehörigen  Person  die 
Einreise an den Aussengrenzen zu gestatten, vgl. Art. 2 Abs. 4 VEV und 
Art. 5 Abs. 4 Bst. c SGK).
5. 
Die Beschwerdeführerin untersteht als sri lankische Staatsangehörige der 
Visumspflicht  (Anhang  I  zur  Verordnung  [EG]  Nr. 539/2001  des  Rates 
vom 15. März 2001).
6. 
Die  Vorinstanz  verweigerte  das  beantragte  Schengen­Visum  mit  der 
Begründung,  dass  weder  die  Gesuchstellerin  selbst  noch  der  für  sie 
garantierende  Gastgeber  über  die  vorauszusetzenden  Mittel  verfügten. 
Nur  beiläufig  wurde  in  der  angefochtenen  Verfügung  darauf  verwiesen, 
dass  die  Schweizerische  Vertretung  in  Colombo  Zweck  und  Umstände 
des  geplanten  Aufenthalts  nicht  als  genügend  belegt  erachtet  habe. 
Gründe  für  die  Ausstellung  eines  Visums  mit  räumlich  beschränkter 
Gültigkeit  erachtete  die  Vorinstanz  nicht  als  gegeben.  In  diesem 
Zusammenhang wurde lediglich festgehalten, dass sich die Beteiligten im 
Ausland treffen könnten. 
7. 
7.1. Gemäss Art. 5 Zif.  1 Bst.  c SGK muss die gesuchstellende Person 
über  ausreichende Mittel  zur Bestreitung  ihres  Lebensunterhalts  sowohl 
für die Dauer des beabsichtigten Aufenthalts als auch für die Rückreise in 
den Herkunftsstaat  oder  für  die Durchreise  in  einen Drittstaat  verfügen, 
oder sie muss in der Lage sein, diese Mittel rechtmässig zu erwerben.
Die Mittel zur Bestreitung des Lebensunterhalts werden nach der Dauer 
und  dem  Zweck  des  Aufenthalts  und  unter  Zugrundelegung  der 
Ausgaben  für  Unterkunft  und  Verpflegung  in  dem/den  betreffenden 
Mitgliedstaat(en)  nach  Massgabe  eines  mittleren  Preisniveaus  für 
preisgünstige Unterkünfte bewertet, die um die Zahl der Aufenthaltstage 
multipliziert werden (Art. 5 Zif. 3 Abs. 1 SGK). 
Die  Feststellung  ausreichender  Mittel  zur  Bestreitung  des 
Lebensunterhalts  kann  anhand  von  Bargeld,  Reisechecks  und 
Kreditkarten  erfolgen,  die  sich  im  Besitz  des  Drittstaatsangehörigen 
befinden.  Sofern  in  den  nationalen  Rechtsvorschriften  vorgesehen, 
können Verpflichtungserklärungen  und  –  im Falle  des Aufenthalts  eines 
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Drittstaatsangehörigen  bei  einem  Gastgeber  –  Bürgschaften  von 
Gastgebern  im  Sinne  des  nationalen  Rechts  Nachweise  für  das 
Vorhandensein  ausreichender  Mittel  zur  Bestreitung  des 
Lebensunterhalts darstellen (Art. 5 Zif. 3 Abs. 2 SGK).
7.2. Auch das AuG setzt in seinem Art. 5 Abs. 1 Bst. b für eine Einreise in 
die Schweiz ganz allgemein voraus, dass Ausländerinnen und Ausländer 
die für einen Aufenthalt notwendigen finanziellen Mittel besitzen.
7.3. Gemäss  Art.  2  Abs.  2  VEV  gelten  finanzielle  Mittel  im  Sinne  von 
Artikel  5  Zif.  1 Buchstabe  c  des Schengener Grenzkodex  insbesondere 
dann  als  ausreichend,  wenn  sichergestellt  ist,  dass  während  des 
Aufenthalts  in der Schweiz  keine Sozialhilfeleistungen bezogen werden. 
Der  Nachweis  ausreichender  finanzieller  Mittel  kann  mit  Bargeld  oder 
Bankguthaben,  mit  einer  Verpflichtungserklärung,  einer 
Reiseversicherung  oder  einer  anderen  Sicherheit  erbracht  werden. 
Gemäss  Art.  7  Abs.  1  VEV  können  zum  Nachweis  ausreichender 
finanzieller  Mittel  im  Sinne  von  Art.  2  Abs.  2  VEV  die  zuständigen 
Bewilligungsbehörden  von  einer  Ausländerin  oder  einem  Ausländer  die 
Verpflichtungserklärung  einer  zahlungsfähigen  natürlichen  oder 
juristischen Person mit Wohnsitz oder Sitz in der Schweiz verlangen. Die 
Verpflichtungserklärung  umfasst  die  ungedeckten  Kosten  für  den 
Lebensunterhalt, einschliesslich Unfall, Krankheit, und Rückreise; Kosten, 
die dem Gemeinwesen oder einem privaten Erbringer von medizinischen 
Dienstleistungen  durch  den  Aufenthalt  der  Ausländerin  oder  des 
Ausländers  in  der  Schweiz  entstehen  können.  Die 
Verpflichtungserklärung ist unwiderruflich und die Garantiesumme beträgt 
für Einzelpersonen 30'000 Franken (Art. 8 Abs. 1, 2 und 5 VEV). Gemäss 
Art. 9 Abs. 1 VEV wird die Verpflichtungserklärung von der zuständigen 
kantonalen oder kommunalen Behörde kontrolliert.
8. 
8.1.  In  ihrem  Visumsantrag  verneinte  die  Gesuchstellerin,  einer 
Erwerbstätigkeit  nachzugehen  und  gab  an,  dass  ihr  Ehemann  (der 
Beschwerdeführer)  für  die  Kosten  der  Reise  aufkomme.  Die  mit 
Abklärungen  in  Bezug  auf  den  Ehemann  und  Gastgeber  betraute 
kantonale  Behörde  hat  einen  Auszug  aus  dem Betreibungsregister  und 
eine  Bestätigung  der  kommunalen  Steuerverwaltung  (beide  vom  14. 
Januar 2009) eingeholt. Ersterer ist blank, letzterer bestätigt für das Jahr 
2007  ein  steuerbares  Einkommen  von  22'400  Franken  (gemäss 
Quellensteuerabrechnung).  Über  die  Vermögensverhältnisse  gibt  der 
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Steuerausweis vom 14. Januar 2009 keine Auskunft. Auch sonst ergeben 
sich  aus  den Akten  der Vorinstanz  keine Anhaltspunkte  dafür,  dass  die 
Vermögensverhältnisse  abgeklärt  worden  wären.  Auf  dem 
Formularantrag  unter  dem  Titel  "Verpflichtungserklärung"  vermerkte  die 
zuständige  Stelle  ohne  irgendwelche  Erläuterungen,  dass  ihrer 
Einschätzung  nach  der  Garant  nicht  in  der  Lage  wäre,  den 
eingegangenen  finanziellen  Verpflichtungen  nachzukommen.  Das 
Formular  trägt den Stempel der kommunalen Einwohnerdienste und des 
kantonalen Amts für Polizeiwesen und Zivilrecht Graubünden. 
8.2.  Mit  seiner  Rechtsmitteleingabe  19. Mai 2009  hat  der 
Beschwerdeführer  –  wie  bereits  erwähnt  –  Auszüge  aus  je  einem  auf 
seinen Namen lautenden Spar­ und Privatkonto ins Recht gelegt, welche 
per  15.  Mai  2009  einen  Saldo  von  insgesamt  rund  55'000  Franken 
ausweisen.  Darüber  hinaus  legte  er  eine  Bestätigung  der  sozialen 
Dienste  seiner  Wohnsitzgemeinde  vor,  wonach  er  bis  dato  keine 
wirtschaftliche  Sozialhilfe  bezogen  habe.  Der  ebenfalls  beigelegte 
aktuelle  Betreibungsregisterauszug  vom  19.  Mai  2009  weist  wiederum 
keine Beitreibungen oder Verlustscheine aus.
8.3.  Trotz  dieser  neuen  Beweisdokumente  hielt  die  Vorinstanz  im 
Rahmen der Vernehmlassung an ihrer Verfügung fest. Sie begründet ihre 
Haltung damit,  dass die Einschätzung der  kommunalen Behörde  für  sie 
verbindlich  sei  und  nicht  durch  gegenteilige  Vorbringen  des 
Beschwerdeführers umgestossen werden könne.
8.4.  Der  Argumentation  der  Vorinstanz  kann  nicht  gefolgt  werden.  Die 
Einschätzung  der  kommunalen  Behörde  in  ihrer  Stellungnahme  vom 
20. April  2009  zur  Garantiefähigkeit  des  Beschwerdeführers  ist  für  die 
Vorinstanz  im  vorliegenden  Beschwerdeverfahren  nicht  in  der  Weise 
bindend,  als  sie  nicht  durch  gegenteilige  Sachbeweise  umgestossen 
werden  könnte.  Dass  die  Beurteilung  bzw.  Kontrolle  der 
Verpflichtungserklärung  gemäss  Art.  9  Abs.  1  VEV  nicht  dem  BFM, 
sondern  "der  zuständigen  kantonalen  oder  kommunalen  Behörde" 
obliegt, ändert daran grundsätzlich nichts. Es wäre der Vorinstanz offen 
gestanden,  die  im  Beschwerdeverfahren  vorgebrachten  neuen  Beweise 
im Rahmen des Vernehmlassungsverfahrens überprüfen zu  lassen oder 
aber  zum  Anlass  zu  nehmen,  auf  die  verweigernde  Verfügung 
zurückzukommen,  diese  aufzuheben  und  das  Gesuchsverfahren  ins 
Instruktionsstadium zurück zu versetzen.
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9. 
9.1.  Nach  dem  bereits  Gesagten  kann  sich  das 
Bundesverwaltungsgericht kein vollständiges Bild machen über Inhalt und 
Kriterien  der  Prüfung,  die  zur  Verneinung  der  finanziellen 
Garantiefähigkeit führte. 
9.2.  Für  den  Fall,  dass  in  den  aktuellen  finanziellen  Verhältnissen  des 
Beschwerdeführers kein Einreisehindernis zu erblicken wäre, gälte es die 
sonstigen Voraussetzungen  zur Erteilung  eines  einheitlichen Schengen­
Visums (bspw. in Bezug auf den Zweck des Aufenthalts und die Garantie 
für eine Wiederausreise) zu beurteilen, was seitens der Vorinstanz bisher 
unterblieben  ist.  Der  bloss  beiläufige  Verweis  in  der  angefochtenen 
Verfügung auf eine ablehnende Haltung der Schweizerischen Vertretung 
in  Sri  Lanka  ohne  jede  Begründung  dürfte  dazu  jedenfalls  nicht 
ausreichen.
9.3.  Schliesslich  fehlt  es  bisher  auch  an  einer  ernsthaften  und 
nachvollziehbaren  Auseinandersetzung  mit  der  Frage,  ob  der 
Gesuchstellerin  –  sollten  tatsächlich Hinderungsgründe  für  die Erteilung 
eines  einheitlichen  Schengen­Visums  bestehen  –  aufgrund  der  vom 
Beschwerdeführer  geltend  gemachten  familiären  und  persönlichen 
Verhältnisse  nicht  zumindest  aus  humanitären  Gründen  ein  Visum  mit 
räumlich beschränkter Gültigkeit auszustellen wäre.
10. 
10.1.  Fehlt  es  an  den  notwendigen  Entscheidungsgrundlagen,  so  stellt 
sich die Frage, ob das Bundesverwaltungsgericht oder die Vorinstanz für 
deren  Herbeiführung  besorgt  sein  muss.  Zwar  muss  der 
Rückweisungsentscheid  ganz  allgemein  die  Ausnahme  bilden.  Er 
rechtfertigt  sich  aber  unter  anderem  dort,  wo  die  Vorinstanz  bei  ihrem 
Entscheid  aufgrund  der  von  ihr  eingenommenen  Rechtsauffassung 
einzelne  entscheidrelevante Gesichtspunkte  nicht  geprüft  hat,  bei  deren 
Beurteilung  sie  einen  Ermessensspielraum  gehabt  hätte  (vgl.  PHILIPP 
WEISSENBERGER in: Bernhard Waldmann / Philipp Weissenberger [Hrsg.], 
Praxiskommentar  zum  Bundesgesetz  über  das  Verwaltungsverfahren, 
Zürich / Basel / Genf 2009, Rz. 16 zu Art. 61).
10.2.  Die  angefochtene  Verfügung  ist  nach  dem  bereits  Gesagten  in 
unrichtiger  bzw.  unvollständiger  Feststellung  des  rechtserheblichen 
Sachverhalts  ergangen  (Art.  49  Bst.  b  VwVG).  Die  Beschwerde  ist 
deshalb gutzuheissen, die angefochtene Verfügung aufzuheben und die 
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Sache  zur  ergänzenden  Abklärung  im  Sinne  der  Erwägungen  und  zur 
neuen Beurteilung an die Vorinstanz zurückzuweisen.
11. 
Entsprechend  dem  Ausgang  des  Verfahrens  sind  keine  Kosten 
aufzuerlegen  (vgl.  Art.  63  Abs.  1  und  2  VwVG)  und  der  geleistete 
Kostenvorschuss  ist  zurückzuerstatten.  Eine  Parteientschädigung  ist  in 
offensichtlicher  Ermangelung  verhältnismässig  hoher  Kosten  zur 
wirksamen Beschwerde nicht zuzusprechen (Art. 64 Abs. 1 VwVG i.V.m. 
Art. 7 Abs. 4 des Reglements vom 21. Februar 2008 über die Kosten und 
Entschädigungen  vor  dem  Bundesverwaltungsgericht  [VGKE,  SR 
173.320.2]).
(Dispositiv nächste Seite)
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Demnach erkennt das Bundesverwaltungsgericht:
1. 
Die  Beschwerde  wird  gutgeheissen.  Die  angefochtene  Verfügung  vom 
6. Mai 2009 wird aufgehoben und die Sache zur ergänzenden Abklärung 
und Beurteilung an die Vorinstanz zurückgewiesen.
2. 
Es  werden  keine  Verfahrenskosten  erhoben  und  der  geleistete 
Kostenvorschuss in Höhe von Fr. 600.­ wird zurückerstattet.
3. 
Es wird keine Parteientschädigung zugesprochen.
4. 
Dieses Urteil geht an:
– den Beschwerdeführer (Einschreiben)
– die Vorinstanz (Beilage: Dossier ZEMIS […])
Der vorsitzende Richter: Der Gerichtsschreiber:
Andreas Trommer Lorenz Noli
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