BVGE 2013/44 - Abteilung III - Beitragsverfügung der Auffangeinrichtung - BVG-Beiträge. Zinsen auf Altersguthaben als Teil ...
Karar Dilini Çevir:
BVGE 2013/44 - Abteilung III - Beitragsverfügung der Auffangeinrichtung - BVG-Beiträge. Zinsen auf Altersguthaben als Teil ...
BVG-Arbeitgeberbeiträge 2013/44


BVGE / ATAF / DTAF 687

8 Gesundheit – Arbeit – Soziale Sicherheit
Santé – Travail – Sécurité sociale
Sanità – Lavoro – Sicurezza sociale
44
Auszug aus dem Urteil der Abteilung III
i.S. A. gegen Stiftung Auffangeinrichtung BVG
C‒8470/2010 vom 17. September 2013
BVG-Beiträge. Zinsen auf Altersguthaben als Teil ausstehender
BVG-Beitragsforderungen.
Art. 15 BVG. Art. 104 und Art. 106 Abs. 1 OR. Art. 8 ZGB. Art. 11
Abs. 1 und 2, Art. 12 BVV 2.
1. Während die Altersgutschriften im Rahmen der geschuldeten
Beiträge beim Arbeitgeber erhoben werden, ist es Sache der
Vorsorgeeinrichtung, die Altersguthaben zu verzinsen und die
entsprechenden Zinsen dem Alterskonto der Arbeitnehmerinnen
gutzuschreiben (E. 6.5).
2. Im Falle eines Beitragszahlungsverzugs des Arbeitgebers können
die Zinsen auf den Altersguthaben in der Regel nicht den
ausstehenden BVG-Beiträgen hinzugerechnet und auf diesem
Weg beim Arbeitgeber erhoben werden (E. 6.5).
3. Ein entgangener Zinsertrag aufgrund eines Beitragszahlungs-
verzugs ist im Rahmen von Verzugszinsen geltend zu machen.
Ein die Verzugszinsen übersteigender Schaden ist von der
Vorsorgeeinrichtung substanziiert darzulegen und zu beweisen
(E. 6.5).
Contributions LPP. Intérêts sur l'avoir de vieillesse en tant que
composante des créances de cotisation LPP dues.
Art. 15 LPP. Art. 104 et art. 106 al. 1 CO. Art. 8 CC. Art. 11 al. 1 et
2et art. 12 OPP 2.
1. Alors que les bonifications de vieillesse sont perçues, dans la
limite des contributions dues, auprès de l'employeur, il revient à
l'institution de prévoyance de rémunérer l'avoir de vieillesse et de
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créditer les intérêts correspondants sur le compte de vieillesse des
employées (consid. 6.5).
2. En cas de retard de l'employeur dans le versement des
contributions, les intérêts sur l'avoir de vieillesse ne peuvent, en
règle générale, pas être additionnés aux contributions LPP dues
et, de ce fait, ne peuvent être perçus auprès de l'employeur
(consid. 6.5).
3. Un produit d'intérêts manquant en raison d'un retard dans le
versement des contributions peut être invoqué au titre d'intérêts
moratoires. Il incombe à l'institution de prévoyance de faire
valoir, de justifier et de prouver un dommage dépassant les
intérêts moratoires (consid. 6.5).
Contributi LPP. Interessi sull'avere di vecchiaia quali crediti a titolo
di contributi LPP dovuti.
Art. 15 LPP. Art. 104 e art. 106 cpv. 1 CO. Art. 8 CC. Art. 11 cpv. 1 e
2, art. 12 OPP 2.
1. Se, da una parte, gli accrediti di vecchiaia devono essere versati
dal datore di lavoro nell'ambito dei contributi dovuti, dall'altra,
incombe all'istituto di previdenza remunerare l'avere di
vecchiaia e accreditare i relativi interessi sul conto di vecchiaia
delle lavoratrici (consid. 6.5).
2. In caso di mora del datore di lavoro nel versamento di contributi,
gli interessi sull'avere di vecchiaia non possono essere di norma
addizionati ai contributi LPP dovuti e richiesti a questo titolo al
datore di lavoro (consid. 6.5).
3. Un mancato provento da interessi riconducibile alla mora nel
versamento di contributi deve essere fatto valere nell'ambito
degli interessi di mora. L'istituto di previdenza è tenuto a
specificare e comprovare le pretese inerenti danni eccedenti gli
interessi moratori (consid. 6.5).

Am 23. Oktober 2006 verfügte die Stiftung Auffangeinrichtung BVG
(nachfolgend: Auffangeinrichtung oder Vorinstanz) den zwangsweisen
Anschluss von X., Inhaberin der gleichnamigen Einzelfirma (nach-
folgend: Arbeitgeberin oder Beschwerdeführerin), rückwirkend per
1. Mai 2003.
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Am 25. November 2010 setzte die Auffangeinrichtung ausstehende
Beiträge von total Fr. 5 261.80 nebst Zins zu 5 % sowie Mahn- und
Inkassokosten in Betreibung. Gegen den Zahlungsbefehl vom 25. No-
vember 2010 erhob die Arbeitgeberin am 29. November 2010 Rechts-
vorschlag.
In ihrer Beitragsverfügung vom 3. Dezember 2010 stellte die Auffang-
einrichtung fest, dass die Beitragszahlungen nach wie vor ausstünden,
und hob den Rechtsvorschlag im Umfang von insgesamt Fr. 5 981.80
zuzüglich 5 % Sollzins auf.
Gegen die Beitragsverfügung vom 3. Dezember 2010 erhob die Arbeit-
geberin am 8. Dezember 2010 Beschwerde beim Bundesverwaltungs-
gericht und beantragte sinngemäss die Aufhebung der Beitragsverfügung.
Zur Begründung machte sie im Wesentlichen geltend, sie habe die
Beiträge immer pünktlich bezahlt. Es sei für sie nicht nachvollziehbar,
wie sich die Ausstände im Detail zusammensetzten.
Im Rahmen ihrer Vernehmlassung vom 21. März 2011 nahm die
Vorinstanz eine Neuberechnung der ausstehenden Beiträge vor und
reduzierte die ausstehende Beitragsforderung auf Fr. 5 203.60 zuzüglich
Zinsen sowie Betreibungskosten.
Das Bundesverwaltungsgericht heisst die Beschwerde teilweise gut,
soweit darauf eingetreten werden kann. Der Rechtsvorschlag wird im
Umfang von Fr. 4 155.85 zuzüglich Verzugszinsen aufgehoben.
Aus den Erwägungen:
6.4 Zusammengefasst ergeben sich für sämtliche BVG-pflichtigen
Arbeitnehmerinnen Beiträge von total Fr. 13 697.65 (2 352.80 + 177.40
+ 8 895.80 + 1 002.70 + 1 268.95).
Demgegenüber hat die Vorinstanz Beiträge von total Fr. 14 028.40
berechnet. Die Differenz zwischen der vom Gericht vorgenommenen
Beitragsberechnung und der Beitragsberechnung der Vorinstanz ist
darauf zurückzuführen, dass Letztere unter Berücksichtigung der
jährlichen Verzinsung der Altersguthaben sowie deren Verzinsung ab
Austrittsdatum bis Ende Kalenderjahr zum jeweils anwendbaren
Mindestzinssatz erfolgte. Beispielhaft kann dies dem Berechnungsblatt
der Arbeitnehmerin Y. entnommen werden. Die Altersgutschriften für die
Jahre 2004 und 2005 betrugen Fr. 167.50 beziehungsweise Fr. 322.50
und somit total Fr. 490.‒. Die Differenz von Fr. 4.20 zum Altersguthaben
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per Ende 2005 von Fr. 494.20 gemäss Berechnungsblatt der Vorinstanz
entspricht der Verzinsung des Altersguthabens per Ende 2004 zum
Mindestzinssatz von 2.5 % (2.5 x 167.50 / 100).
Es drängt sich die bisher vom Bundesverwaltungsgericht noch nie
beantwortete Frage auf, ob die Vorinstanz berechtigt ist, die Zinsen auf
den Altersguthaben im Rahmen der ausstehenden Beiträge bei der
Beschwerdeführerin zu erheben.
6.5 Nach Art. 15 des Bundesgesetzes vom 25. Juni 1982 über die
berufliche Alters-, Hinterlassenen- und Invalidenvorsorge (BVG, SR
831.40) in Verbindung mit Art. 11 Abs. 1 und Art. 12 der Verordnung
vom 18. April 1984 über die berufliche Alters-, Hinterlassenen- und
Invalidenvorsorge (BVV 2, SR 831.441.1) sind Altersguthaben der
obligatorischen Vorsorge jährlich zum jeweiligen Mindestzinssatz zu
verzinsen. Die Zinsgutschriften erfolgen auf der Höhe des Alters-
guthabens am Ende des Vorjahres. Die Altersgutschriften, die während
des laufenden Jahres erfolgt sind, werden nach Art. 11 Abs. 2 BVV 2
nicht verzinst.
Während die Altersgutschriften im Rahmen der geschuldeten Beiträge
beim Arbeitgeber erhoben werden, ist es Sache der Vorsorgeeinrichtung,
die Altersguthaben zu verzinsen und die entsprechenden Zinsgutschriften
dem Alterskonto der Arbeitnehmerinnen gutzuschreiben. Mithin sind die
Zinsgutschriften auf den Altersguthaben grundsätzlich durch die Vor-
sorgeeinrichtung zu finanzieren. Ausnahmsweise kann die Vorsorge-
einrichtung Zusatzbeiträge zur Finanzierung der BVG-Mindestzins-
garantie erheben, um eine gesetzeswidrige Unterdeckung zu vermeiden
(vgl. BGE 130 II 258 E. 3 ff.). Ein solcher Ausnahmefall ist vorliegend
indessen nicht aktenkundig und wurde von der Vorinstanz auch nicht
geltend gemacht. Es geht daher nicht an, dass die Zinsen auf den
Altersgutschriften, die selbst dann von der Vorinstanz zu leisten gewesen
wären, wenn die Beschwerdeführerin ihre Beitragspflicht korrekt erfüllt
hätte, nunmehr – ohne entsprechende Rechtsgrundlage – der Beschwer-
deführerin angelastet werden.
Den entgangenen (Mindest-)Zinsertrag kann die Vorinstanz im Falle
eines Beitragszahlungsverzugs im Rahmen von Verzugszinsen geltend
machen – was sie vorliegend durch die Geltendmachung eines
Verzugszinses von 5 % auch getan hat. Die Prämienberechnung der
Vorinstanz enthält damit zusätzliche, versteckte Verzugszinsen, sodass
die gesamte Verzugszinsforderung 5 % übersteigt, ohne dass eine ver-
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tragliche, reglementarische oder gesetzliche Regelung dies erlauben
würde (vgl. Art. 104 des Obligationenrechts vom 30. März 1911 [OR, SR
220], …). Einen grösseren Schaden, als ihr durch die Verzugszinsen
vergütet wird, hat die Vorinstanz nie substanziiert geltend gemacht,
geschweige denn bewiesen (vgl. Art. 106 Abs. 1 OR i.V.m. Art. 8 des
Schweizerischen Zivilgesetzbuchs vom 10. Dezember 1907 [ZGB, SR
210]). Bei der Berechnung der Beiträge kann die geltend gemachte
Verzinsung der Altersguthaben zum jeweiligen Mindestzinssatz damit
nicht berücksichtigt werden.